Update 03.09.2018 12:45:
Ich habe den Artikel angepaßt und die wörtlichen Zitate entfernt, nachdem sich die Administratoren, sowie einige Benutzer einer gedeckten Freimaurer Facebook Gruppe gemeldet hatten. Ihnen war wichtig, dass die internen Diskussionen nicht nach aussen getragen werden und die Gruppe weiterhin gedeckt bleibt. Daher wurde der Artikel nun überarbeitet ohne die Verwendung von Zitaten.
Lassen es die Basic Principles zu, dass ein Atheist Freimaurer wird, also gerade DIE Basic Principles, welche der Freimaurer Orden immer noch nicht anerkannt hat? Warum werden in gedeckten Gruppen innerhalb von Sozialen Medien Forderungen laut, dass Listen mit den Namen von Freimaurern geführt werden, welche Atheisten sind und was möchte man mit diesen Stasi und NS Methoden erreichen? Warum werden Provinzialmeister angegangen, weil sie die Aufnahme eines atheistischen Bruders nicht unterbunden haben? Wo ist denn die Toleranz, mit der sich so viele brüsten, wenn es um Brüder geht, die sich zum Atheismus bewusst bekennen und sich dafür entscheiden haben? Warum wird der amtierende Großmeister der AFuAM angegangen, wenn sich dieser in einem Interview dafür ausspricht, auch Atheisten aufzunehmen und damit eine zeitgemäße und vorausschauende Denkweise an den Tag legt? Warum sollte denn die moderne Freimaurere nicht dem Zeitgeist entsprechend auch Brüder OHNE einen Glauben beherbergen?
Fragen über Fragen, die man einmal stellen muss…wo kommt der Kleingeist her, der gerade in der Freimaurerei nicht herrschen sollte?
Wortgefecht und Bruderzwist
Vor allem an dem Punkt „Glauben“ scheiden sich die Götter. Mein Br. Hans-Hermann Höhmann sagte einmal: „Mein Glaube geht nur mich was an und Gott“. Er hielt es für unmoralisch und durchaus überflüssig, einen Suchenden nach dessem Bekentnis zu fragen.
In der letzten Zeit ist es häufiger vorgekommen, dass es in den Sozialen Medien zu einer regelrechten Hetze gegen Brüder Freimaurer kommt, die bekennende Agnostiker oder Atheisten sind. Diesen Brüdern wird oftmals die „Regularität“ abgesprochen, weil sie scheinbar an nichts glauben oder das Sinnbild des GBAW nicht füllen können. Ich darf dies nun hier nicht mit Zitaten und Aussagen belegen, könnte es aber.
Dennoch möchte ich nicht müde werden zu betonen, dass es diese Form durchaus gibt. Betrachten wir doch einmal den „Glauben“. Der Glaube an ein höheres Wesen, an etwas, welches dem Menschen übergeordnet ist. Wikipedia gibt hier einen interessanten Ansatz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Glaube
Das Wort Glaube (auch Glauben; lateinisch fides; indogermanisch leubh ‚begehren‘, ‚lieb haben‘, ‚für lieb erklären‘, ‚gutheißen‘, ‚loben‘) bezeichnet eine Grundhaltung des Vertrauens, vor allem im Kontext religiöser Überzeugungen. Während der ähnliche Begriff „Religiosität“ die Ehrfurcht vor der Ordnung und Vielfalt in der Welt und die allgemeine Empfindung einer transzendenten (nicht erklär- oder beweisbaren) Wirklichkeit bezeichnet, beinhaltet „Glaube“ das Überzeugtsein von der Lehre einer konkreten Religion (oder Philosophie).
Das deutsche Wort Glaube wird in dem hier behandelten Sinn verwendet als Übersetzung des griechischen Substantivs πίστις pistis mit der Grundbedeutung „Treue, Vertrauen“. Das zugehörige Verb lautet πιστεύω pisteúō „ich bin treu, vertraue“ (πιστεύειν pisteúein, „treu sein, vertrauen“). Ursprünglich gemeint war also: „Ich verlasse mich auf …, ich binde meine Existenz an …, ich bin treu zu …“. Das Wort zielt demnach auf Vertrauen, Gehorsam (vergleiche: Gelöbnis, Verlöbnis), Treue.
Demnach hätte also auch ein Agnostiker oder ein Atheist einen Glauben. Dies kann der Glaube an eine philosophische Strömung sein (Ich selbst glaube an den Existenzialismus), also auch an die Treue zur Mathematik oder der Überzeugung der Physik. Auch Mutter Natur kann als Glaube gesehen werden. Doch von den besagten Brüdern, wird immer gerne der eine Glaube, an ein göttliches Wesen, an Gott selbst, als Voraussetzung gesehen. Was wäre nun aber, wenn man als Heide eher an den Göttervater Odin und seinen Sohn Thor glaubt? Ist man dann trotz des geforderten Glaubens an ein „göttliches Wesen“ ein NICHT-Freimaurer? Selbst die UGLoE hatte ihre Basic Principles diesbezüglich schon reformiert und angepasst. Hier wurde der theistische „Gotte“ durch ein „deistisches Supreme Being“ ersetzt. Aber scheinbar kam dies nicht bei jedem Bruder an. Unter der Prämisse wäre (wie auch schon Br. Klaus-Jürgen Grün in seinem letzten Buch angesprochen hat) auch die Große Landesloge, der FO irregulär. Zum einen wurden die Basic Principles nie vom FO anerkannt, noch die Anpassung hin zum deistisches Supreme Being vollzogen. Zudem wird hier ja nicht in den anerkannten 3 Graden gearbeitet, sondern in deutlich mehr. Wenn wir nun einmal die Situation innerhalb der deutschen Freimaurerei betrachten, so müssen wir deutlich sagen, dass die Großloge AFuAM eine eindeutige Position bezogen hat. Auf dem Großlogentag 2018 in Bamberg wurde von Stephan Roth-Kleyer, Großmeister der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland festgestellt, dass in den Logen alle Konfessionen vertreten sind – Katholiken, Protestanten, Juden, Muslime, aber auch Atheisten und Agnostiker.
Taten – keine Worte
Aber dieses Hin und Her wäre nur ein erneuter Fingerzeig und würde diese andauernde Diskussion nicht beenden. Ich möchte hier meinen Bruder Kurt Wörl zitieren: „Diese ewigen „ätsch ich bin halt ein besserer Freimaurer als du, und du halt nicht“-Anfälle sind überflüssig wie ein Kropf, weil die normative Kraft des Faktischen alle Spielarten zu einer wunderbaren Einheit in Vielfalt unter die VGL vereinigt hat. Ferner erweist sich der Freimaurer in seinen Taten, im Umgang mit anderen und nicht in seinem Köhlerglauben.“
So ist es doch auch. Haben wir nicht wichtigere Themen zu besprechen und an unseren Steinen zu arbeiten als andauernd zu klären? wer die „wahren Freimaurer“ sind? Die VGLvD regelt dies schon seit Jahren und jeder aufgenommene Bruder einer der Großlogen innerhalb der VGLvD gilt daher als regulärer Bruder. Auch wenn es dem ein oder anderen nicht passen sollte! Das andauernde Jammern darüber, ist lediglich ein Zeichen von mangelndem (oder sogar fehlendem) Selbstvertrauen und destabilisiert nur unsere Bruderkette. Und genau das darf nicht sein! Die Arbeit am eigenen (!!!) rauen Stein sollte man wieder in den Fokus stellen und nicht die an dem Stein seines Gegenübers.
Lasst es uns angehen und wieder die nötige Brüderlichkeit und Freundschaft pflegen, statt sie zu zerreden. Lasst uns die Bruderkette wieder festigen!
Sehr gute Gedanken, mein Bruder! Ich hoffe, als Existenzialist darf ich bleiben.
Brüderliche Grüße
Guido
Mein lieber Br. Guido, als ein Freund von Sartre, Camus und Beauvoir darfst du immer bleiben…
Lieber Brd.: Rene,
drei Zitate, die alles aussagen:
„Die Freimaurerei steht insofern auf dem Standpunkt des Agnostizismus, als sie selbst keine dogmatische Auffassung hinsichtlich des Weltengrundes vertritt und es ihren Anhängern überlässt,sich darüber selbst ihre Anschauung zu bilden“
(Lennhoff/Posner)
„Die Freimaurerei fordert nicht ein seliges Leben im Jenseits sondern ein sittliches Leben im Diesseits“.
(Freimaurerbund Zur aufgehenden Sonne)
„Religion im richtigen oder in ciceronischen Sinne des relegere oder religere (widerlegen,überdenken) hat auch der Freidenker,Konfession aber nicht. Der Freidenker glaubt (denn auch er hat einen Glauben), daß die Menschen verdienen, besser,weiser und glücklicher zu sein,als sie es bisher waren und daß ihnen ein unbegrenzter Fortschritt auf dem Weg der Tugend, Weisheit und Glückseligkeit möglich ist“.
(Ludwig Büchner,1914 in Handbuch der freigeistigen Bewegung D,A,CH)
Bleib tapfer.!
Ich sag ja immer, dass der FZAS Recht hatte 🙂
Geht es nicht um den vielfach erwähnten blinden Atheismus, der ledigliche Möglichkeit der Existenz eines GBAW abstreitet? Ist nicht alles fragwürdig, wenn jemand garnichts mitempfinden kann, ohne jetzt auf irgendwelche Details eingehen zu wollen? Ist er dann in einem Service-Club nicht viel besser aufgehoben, oder gar glücklicher?
Nein, darum geht es nicht und das würdest du wissen, wenn du die anderen Artikel zu dem Thema auch lesen würdest. Es geht kurz gesagt darum, dass ein Atheist ein guter FM sein kann, da JEDER das Sinnbild des GBAW füllen kann. Der Atheist streitet nur ab, dass der GBAW der Gott ist, der gern dafür hergenommen wird. Man kann „glauben“, dies muss aber keine imaginären Wesen sein.
Mit deiner Argumentation muss ich nun fragen warum sich die Gott-Gläubigen dann nicht in einer Kirche besser aufgehoben fühlen.
Weil uns Freimaurer mehr verbindet als nur der Glaube!
Meine Definition des blinden Atheisten ist wohl eine andere. Für mich ist es das völlige negieren der Möglichkeit von etwas Größerem, nicht das verneinen eines Gottesbildes im biblischen Sinne.
„Unter der Prämisse wäre (wie auch schon Br. Klaus-Jürgen Grün in seinem letzten Buch angesprochen hat) auch die Große Landesloge, der FO irregulär.“
Freut mich, dass wir eine tiefe brüderliche Beziehung haben, obwohl ich ja eigentlich ein irregulärer Bruder bin. 😉
Du weißt Hagen, ich als Atheist und irregulärer Bruder bin immer gern an deiner Seite. 😂
Das Beispiel soll nur verdeutlichen wie unsinnig diese Diskussion ist. Man kann es immer so oder so sehen….
Okay, wenn ich irregulär bin und Du ebenso…
…welcher Freimaurer ist dann regulär?
Ich glaube das müssen die anderen entscheiden, die sich dieses Recht immer rausnehmen und darüber urteilen.
Für mich bist du immer einer meiner wichtigsten Brüder!