Über die Bruderkette…

Bruderkette

„Geist der Lieb‘, erfüll‘ die Erde,
dass das menschliche Geschlecht
eine Bruderkette werde,
stark durch Wahrheit, Licht und Recht.
Herr der Welten, Herr der Zeiten,
gib auf deinem Erdenrund
echte Weisheit zu verbreiten,
Stärk‘ und Schönheit unsrem Bund.
Laß die Kette, die wir schlingen,
Lieb‘ und Eintracht schlingen sie,
nie sich lösen, nie zerspringen,
trenne diese Kette nie!“

Wir Freimaurer haben ja das Sinnbild einer all umfassenden Bruderkette. Diese Kette soll idealerweise die Welt umspannen und die Brüder vereinen in Liebe und Eintracht. Die Kette soll fester sein als jeder Stahl und die Brüder für immer zusammenhalten.

Soweit die Theorie…

Freimaurer sind sicherlich miteinander verbunden. Der Eid und ihr Schwur auf diese alte Bruderschaft binden sie aneinander. Vereint unter den bekannten Idealen sollen sie leben, sich gegenseitig respektieren und helfen. Doch was ist wenn genau diese Kette brüchig wird? Man sagt, dass diese ganze Kette nichts taugt, wenn nur ein einziges Glied zerbricht. Natürlich kommt es vor, dass ein Bruder verstirbt oder austritt und somit eine Lücke in dieser Kette hinterlässt. Aber die Brüder schließen sie wieder und die Kette hält erneut.

Doch was ist, wenn der ein oder andere Bruder selbst immer und immer wieder diese Kette brechen lässt? Tolerieren nun die restlichen Brüder (treu ihrer Ideale) dieses destruktive Verhalten eines Einzelnen und bringen somit die Bauhütte selbst in Gefahr? Oder zumindest lassen sie es zu, dass die Stimmung untereinander getrübt wird? Oder distanzieren sie sich sogar?

Nein, ich denke wir Brüder können auch einmal gegensätzlicher Meinung sein oder sogar streiten. Aber wir sollten einen respektvollen Umgang miteinander pflegen und auch lernen, wieder aufeinander zuzugehen. Denn nichts ist versöhnlicher als eine gereichte Bruderhand. Natürlich kann dieser Schritt auch etwas dauern, denn es „menschelt“ hier und da ebenso bei uns wie in jeder guten Beziehung. Aber auch hierbei darf der Respekt nicht vernachlässigt werden. Denn Vertrauen aufzubauen, das dauert Jahre, es zu zerstören geht binnen weniger Sekunden. Und genau an dem mangelt es ab und an. Doch was beweist schon größere maurerische Tugend, als darüber hinweg zu sehen und sich mit dem Bruder zu versöhnen? Wenn die Worte „Es tut mir leid“ dem Bruder so schwer fallen, auch wenn es tiefe Wunden hinterlässt?

Gerade dann sind die Tugenden eines Freimaurers mehr gefragt als je zu vor. An seinem eigenen rauen Stein arbeiten und dem Bruder zu vergeben ist schon ein großer Schritt. Aber dieser kann dazu beitragen, die Ruhe und Harmonie wieder herzustellen, die nötig ist, eine so zerbrechliche Struktur wie eine Loge zu bewahren. Das muss im Interesse jedes einzelnen Bruders sein. Einfach einen Schritt aufeinander zugehen und sich die Hände zur Versöhnung reichen. Denn dann werden sie auch wieder bei der Kettenbildung am Ende einer Tempelarbeit gehalten und die Kette der Herzen bleibt bestehen.

Ich selbst tendiere ebenso dazu, bei einem Streit Fehler im Verhalten des anderen zu suchen. Dabei übersehe ich aber leider auch meine eigenen Fehler, die evtl. dazu geführt haben, dass beim Gegenüber sein Verhalten ausgelöst wird. Was nun nicht sein Fehlverhalten oder eine verletzende Art und Weise gutheißen soll, aber zumindest sollten wir als Freimaurer eines:
Wenn wir jemanden vorwerfen, dass er nicht wie ein echter Freimaurer handelt, sondern deutlich über das Ziel hinausschießt, dann muss es dennoch an uns sein, mehr Größe und Stärke zu beweisen und ihm die Hand reichen, trotz der Spannungen. Denn genau das macht einen großen Freimaurer ebenso aus wie viele andere Eigenschaften. Und um den Bogen fertig zu spannen: wenn man einander die Hand reichen kann und weiß, dass es auf mehr ankommt, als einzelne und eigene Interessen, dann kann diese Kette wieder fest geschmiedet sein.

Wir trennen die Kette der Hände, die der Herzen bleibt bestehen…

neue Seite – meine Traktate

Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem ich nun mehrfach gefragt wurde, ob der ein oder andere Text von mir verwendet werden darf, habe ich mich entschlossen, eine neue Seite einzubauen, auf dem ihr meine Gedanken, Zeichnungen und Traktate herunterladen könnt.

Viel Spaß damit unter… https://freimaurergedanken.com/meine-Traktate/

 

Kampf gegen Intoleranz – Gedanken zum Atheismus 2

rene

Ich hatte kürzlich einen Artikel über meine Gedanken zum Atheismus und Freimaurerei niedergeschrieben und hier veröffentlicht. Nach wie vor bin ich der Meinung (und ich verteidige diese auch vehement), dass ein Atheist oder Agnostiker ein guter Freimaurer und Bruder sein kann.

Die Freimaurerei hat Jahrhunderte lang, trotz ihrer Ideale und Ideen, einen großen Teil der Bevölkerung ausgeschlossen, nämlich die Frauen. Diese Einstellung hat sich inzwischen geändert und das ist mehr als gut so. Ich selbst schätze den Umgang mit den Schwestern sehr. Ihre flexiblen Strukturen der Logen untereinander machen sie schneller handlungsfähig als uns Brüder in historisch festgewachsenen Strukturen. Dafür beneiden viele Brüder die Schwestern.

Engstirnigkeit und mangelnde Toleranz

Leider wird in letzter Zeit häufiger, wie jüngst auf der Tagung der Freimaurerforschungsloge Quatuor Coronati geschehen, öffentlich von Brüdern anderer Großlogen geäußert, dass Atheisten in der Freimaurerei nichts zu suchen hätten und sie sich doch in anderen Gruppierungen wiederfinden sollten, aber nicht in der Freimaurerei. Schließlich müsse man sich überlegen, wem zu Ehren die Sakralbauten erbaut wurden.

Mal ehrlich, ist das nicht eine mehr als engstirnige Haltung? Klar mag es sein, dass die Kirchen und Klöster, welche die Bauhütten erstellt hatten, dies damals zu Ehren Gottes taten. Aber man kann es auch so sehen, dass die Baumeister die neuesten Möglichkeiten der Technik und Wissenschaft anwandten, um diese Bauwerke als Symbol eines Sieges des Verstandes und der Technik über die Natur zu schaffen. Leider konnte der Bruder, welcher die Äußerung tätigte, keine sinnvolle Begründung für diese liefern.

Ist Freimaurerei eine Religion?

Brüder des Freimaurer Ordens werfen den Brüdern der Großloge AFuAM immer wieder in öffentlichen Foren vor, dass sie intolerant gegenüber den Brüdern des Ordens seien, deren Ausrichtung eine christliche Freimaurerei ist. Eben gerade WEIL es eine christliche Ausrichtung sei. Natürlich passt dies nicht zur humanitären Freimaurerei der Großloge AFuAM. Aber nun werden auch die Brüder der AFuAM angegriffen, weil sie keine „wahren oder echten Freimaurer seien“? Wer beurteilt dies denn? Man muss nun noch erwähnen, dass es deutlich mehr Brüder in der Großloge AFuAM gibt und auch auf eine weltweit breitere Basis und Akzeptanz zurückgreifen. Der Freimaurer Orden wird hingegen oft von den weltlicheren Brüdern als „Ersatzreligion“ bezeichnet. Leider tat der Ordern auch nichts gegen diesen Eindruck und versuchte erst vor kurzem auch noch eine Körperschaft des öffentlichen Rechts zu werden, was sie auf eine Stufe setzt mit einer Religions- und Weltanschauungsgemeinschaft.

Aber: Freimaurerei war und ist keine Religion! Sie ist ein Gefühl der Menschen untereinander, sie ist eine Art der Selbstverwirklichung und der Arbeit an sich selbst. Sie verbindet unterschiedliche Menschen zu einer weltweiten Bruderkette. Sie verbindet aber auch den Atheisten, den Agnostiker, Christen, Muslim, Juden und jeden anderen Menschen. Denn die Menschen, die an den Idealen der Freimaurerei festhalten, verbindet dieser Gedanke.

Ich reiche meinen Brüdern vom Freimaurer Orden ebenso die Hand, wie jedem anderen Bruder auch und hoffe, mit meiner Arbeit ein bisschen an der Idee einer gemeinsamen Bruderkette zu arbeiten. Denn leider gibt es aktuell „DIE Freimaurerei“ nicht. Es sind immer Ideen von einigen, die den anderen nicht passen. Ja, es „menschelt“ auch hier. Und das in einer Gruppierung, die sich geschworen hat über die Unterschiede hinwegzusehen und gemeinsam am Tempel der Humanität zu bauen. Nur müssen Ideale auch gelebt und nicht nur darüber geredet werden .

Soll und darf diese Kette nun Menschen ausschließen?

Viele unserer Brüder im Osten Deutschlands sind nicht getauft und evtl. noch auf der Suche nach ihrem Glauben oder Religion. Sind sie denn keine wahren Maurer, keine guten Brüder? Nein, sie sind ebenso Freimaurer wie wir alle und haben sich bewusst für diesen Bund entschieden. Warum sollten wir also Brüder ausgrenzen, die zwar Atheisten, aber von Herzen wahre Freimaurer sind? Sind das nicht genau die Bausteine, derer wir für den Bau des Tempels der Humanität bedürfen ? Ich denke schon.

Daher kann es auch nicht sein, dass wir uns Gedanken über die geringe Anzahl an Freimaurern in Deutschland machen, aber Menschen ausschließen, die die Überzeugung und den Willen haben, wahre Freimaurer zu sein und nach den Idealen zu leben. Weder Frauen, noch Atheisten, noch Angehörige einer Religion, alle arbeiten zusammen an dem gemeinsamen Ziel.

Fazit

Eine moderne Freimaurerei bietet in Deutschland einen Platz für jeden, der an ihr Interesse hat. Religiöse Ausrichtungen, monistische Ausrichtungen aber eben auch Logen für Atheisten und Agnostiker. Freiheit, Gleichheit, Toleranz, Humanität und Brüderlichkeit (Schwesterlichkeit) lassen uns allen den Spielraum, um uns hier einzufinden und wiederzufinden. Ich habe es schon mehrfach betont und möchte es auch noch einmal tun:
Einheit durch Vielfalt!
Genau DAS muss unser Gedanke sein und das vereint uns alle. Öffentliche Angriffe in Foren, auf Tagungen oder aber direkt von Bruder zu Bruder sollten der Vergangenheit angehören.