Freimaurerei und Politik – eine offene Meinung

die alten Pflichten
die alten Pflichten

 

 

 

 

 

 

 

 

Einleitung

Die Politik prägt zunehmend unsere Nachrichten und unsere Gesellschaft. Gerade deshalb muss es doch für einen Freimaurer auch Pflicht sein, sich mit Politik auseinanderzusetzen, darüber zu sprechen und politische Themen zu erörtern. Doch gerade den Freimaurern wird nachgesagt, dass dieses Thema oft in den Logen gerne außen vor gelassen wird. Daher möchte ich hier einen sehr kritischen Blick auf dieses Thema wiedergeben und ebenso stelle ich mir die Frage, ob dies noch zeitgemäß ist.

Die alten Pflichten

Schon James Anderson, der die Alten Pflichten (Old Charges) (1723) als eine Art erste Konstitution der Ersten Großloge England veröffentlichte, ging in seinem Dokument auf die Politik ein. Für die Freimaurer weltweit ist dieses „Grundgesetz“ noch immer gültig, wenn auch sicherlich kritisch darauf geschaut und die Frage, ob dies noch zeitgemäß ist, gestellt werden muss. Natürlich gibt es neue Auslegungen dieser Alten Pflichten und oftmals werden diese Interpretationen vielseitig diskutiert.

Unter dem Punkt VI in den Alten Pflichten gibt es den Punkt „Vom Betragen – nämlich“ aus dem folgendes Zitat stammt: „ [Es] dürfen keine persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen und erst recht keine Streitgespräche über Religion, Nation oder Politik in die Loge getragen werden.“

Von vielen Logen werden daher die Themen Religion und Politik grundsätzlich aus dem Logenleben gestrichen. Doch stimmt das wirklich? Führen wir uns den Absatz noch einmal vor Augen und schon werden wir feststellen, dass es dort um „persönliche Sticheleien und Auseinandersetzungen“ geht. Doch folgen wir tatsächlich den freimaurerischen Tugenden während eines brüderlichen Gespräches oder einer Aussprache, so werten wir ja ohnehin nicht, diskutieren nicht oder gehen den anderen persönlich an. Nein, wir lassen seine Meinung stehen und sollte diese fehlerhaft sein, so wird er sicherlich selbst darauf kommen. Eine Wertung erfolgt explizit nicht.

Würden wir nun J. Andersons Text neu interpretieren, so lässt sich sicherlich sagen, dass wir durchaus über Politik in der Loge reden können. Allerdings eben ohne uns persönlich dabei anzugehen.

Politik in unserer Loge – kommt das nie vor?

Ist es wirklich so, dass wir nicht über politische Themen sprechen? Ich denke eher nicht. Auch wir sprechen im brüderlichen Gespräch über Themen, welche eine politische Anlehnung haben. Erinnern wir uns doch mal an das Gespräch über die Steintribüne und deren weiteren Verwendung oder auch über Abie Nathan. Hier haben wir früher schon oft Politik angeschnitten und die Meinung verschiedener Politiker und Parteien betrachtet. Oder denken wir an das politische Engagement einiger Brüder unserer Loge. Oder auch unser Gespräch über den Tyrannen Mord und ob töten moralisch vertretbar ist. Hier sind wir weit in die Politik der dunkle Zeit gekommen. Aber: Wir sind dabei jedoch immer sachlich und im Rahmen unserer brüderlichen Gespräche geblieben.

Was wir jedoch nie getan haben ist Partei-Politik innerhalb unserer Loge zu diskutieren. Denn hier sind die Menschen und ihre Meinungen zu unterschiedlich innerhalb unserer Gemeinschaft von Ungleichen. Aber den Themen sind wir offen gegenüber und ich denke, wir können einen gewissen kritischen Blick auf die Politik als mündiger Bürger (selbst wenn wir keinen Freimaurer wären) nie abstreiten.

Was wir tun können (und auch meiner Meinung nach tun sollten) ist gezielt über tagesaktuelle Politische Themen zu sprechen und gerade darüber auch einen Meinungsaustausch einzugehen. Doch wie sahen diesen Punkt unsere Gründungsväter beim F.z.a.S?

 

Loge und Politik beim F.z.a.S.

Im Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne hatte man sich schon früh mit politischen Themen beschäftigt.

Man verband die Idee der Reformfreimaurerei mit aktuellen Themen und Einflüssen. Betrachtet man auch den zeitlichen Hintergrund und die politische Situation in Europa, so lässt sich das sicherlich nicht vermeiden. Die Welt war gezeichnet vom ersten Weltkrieg und die politischen Spannungen (auch schon vor dem Krieg) prägten das tägliche Leben der Menschen. Die Stimmung war wie geschaffen für radikale Ideen und Bestrebungen einzelner Gruppen und Personen. Deshalb möchte ich erwähnen, dass der Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne bereits unmittelbar nach Beendigung des Ersten Weltkrieges den erneuten Kontakt zu den Logen des „Erzfeindes“ in Frankreich gesucht hat. Hier wurden früh schon alte Verbindungen wieder neu aufgenommen und die Brüder des Grand Orient de France zu den Großlogentagen des F.z.a.S. eingeladen. Daraus ergab sich ein reger Austausch mit den Ideen der französischen Brüder, welche in den Reformfreimaurerbund mit eingeflossen sind. Deutsch – französische Treffen wurden ein fester Bestandteil des Logenlebens des F.z.a.S.

Diese Einflüsse und Ideen sollten in das Programm des Bundes mit aufgenommen werden und so wurde im Jahr 1930 in der Zeitschrift „das neue Freimaurertum“ (ehemals die „Sonnenstrahlen“ – Zeitschrift des F.z.a.S) der erste Entwurf der programmatischen Erklärung des Reformfreimaurerbundes von Bruder Walter A. Berendsohn vorgestellt. Dort schreibt er unter Punkt 2:

„Damit die Freimaurerei wieder führende geistige Macht in der Menschheit werde, ist eine tiefgehende Neugestaltung, ist Reformfreimaurerei notwendig: […]

  1. d) Zulassung der Erörterung auch politischer und religiöser Fragen im Tempel, denn ihre Ausschaltung zeugt von mangelndem Vertrauen zur frmr. Idee, die ja das gesamte persönliche und gesellschaftliche Leben durchdringen und gestalten soll; es entsteht zugleich die Gefahr einer leeren Schönrederei ohne fruchtbringende Wirkung auf den Menschheitsbau.“

Und im selben Jahr wurden die Arbeitsrichtlinien des F.z.a.S von Br. Seber unter dem Titel „Was ist und soll Reformfreimaurerei?“ veröffentlicht. Darin finden wir unter anderem:

„Dem Reformsystem ist daher die Aufgabe gestellt, die neue Idee organisierter Menschheits- und Massenkultur der freimaurerischen Arbeit einzuverleiben. Außerdem muss es dem Wesen des heutigen zeitbestimmten Menschentums entgegenkommen um der Freimaurerei zur größtmöglichen Wirkung zu verhelfen:

  1. Muss das Verbot der Erörterung politischer und religiöser Fragen in den Logen wegfallen. Denn die moderne Kulturidee ist von ihnen unlösbar.“

Man sieht deutlich, dass sich die Führung des Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne Gedanken gemacht hat, was für sie eine Reform der Freimaurerei bedeutet. Natürlich umfasst dies noch weitere Punkte wie die aufgelegte Bibel oder auch das Sinnbild des Allmächtigen Baumeisters, aber dies ist nicht Bestandteil dieser Zeichnung und könnte alleine in einer eigenen abgehandelt werden.

Es lässt sich noch erwähnen, dass die programmatische Erklärung und auch die Arbeitsrichtlinien am folgenden Großlogentag des F.z.a.S. angenommen wurden. Leider nur noch für knapp 1,5 Jahre, bis sich der Bund 1933 selbst aufgelöst hat. Interessant hierbei ist die ablehnende Haltung der regulären Großlogen in Deutschland gegenüber diesem Manifest gewesen, die daraufhin eine Anerkennung des F.z.a.S. weiterhin ausschlossen.

Ebenso kam es in den 30er Jahren bis zur Auflösung zu diversen Schriftwechseln einiger Brüder mit Funktionären der NSDAP und ebenso direkt mit Adolf Hitler. In diesen Schreiben kritisierten die Brüder das Vorgehen einiger NSDAP Mitglieder gegenüber den jüdischen Brüdern und beziehen politische Stellung. Auch als Brüder eine Loge durch Mitglieder der NSDAP ausspioniert werden sollten, ergriffen einige Brüder das Wort und schrieben Briefe an Hitler und gaben ihre Deckung auf.

Ich möchte hier kurz erwähnen, dass sich die Brüder der F.z.a.S. Logen auf die Seite ihrer jüdischen Brüder stellten und versuchten, sie vor der Verfolgung durch das Nazi Regime zu schützen. Eine Ausgrenzung, wie es sie in anderen Logen oder Großlogen gab, schlossen sie aus, da es sich nicht mit ihrer Vorstellung der Freimaurerei vereinbaren lies. (siehe Artikel in der letzten Ausgabe des neuen Freimaurertums 3/1933 „Zur Judenfrage“ von Br. Emil Felden aus Bremen)

Man sieht also, dass gerade in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts die Logen des F.z.a.S. tiefer mit politischen Themen verflochten waren, als man es der Freimaurerei andenken würde.

Die Idee der Reformfreimaurerei blieb bis heute erhalten, nicht zuletzt durch uns, die wir das Erbe und die Gedanken des F.z.a.S. weiterleben lassen. Daher wollten wir uns öfters einmal zurückbesinnen, welche Ziele und Ideale unsere Altvorderen hatten und für die sie bereit waren, in die Irregularität zu gehen.

 

Wichtige politische Persönlichkeiten

Man darf ebenso nicht vergessen dass die Freimaurerei oder zumindest die Vorstellungen der Freimaurerei oftmals mit den Idealen einzelner Politiker oder Länder zusammentreffen. Betrachtet man die Ideale der Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit welche Frankreich nach der französischen Revolution prägten, so sind dies Grundsätze der Freimaurer. Auch waren bei Ausarbeiten dieser Ziele einige französische Brüder beteiligt, wenn auch gleich später einige von ihnen auf dem Schafott endeten. Die Revolution frisst eben ihre Kinder.

Aber denken wir auch an das Jahr 1776, dem Jahr der Unabhängigkeit der Vereinten Staaten von der englischen Krone. Etwa die Hälfte der Gründerväter, welche die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben haben, waren Freimaurer. Ebenso wie Thomas Jefferson, der einen Großteil der Erklärung verfasste. Hier liest der Maurer deutlich die Worte und Ideen seiner Bruderschaft heraus.

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. […]“

Oder denken wir an Friedrich den Großen, der zwar blutige Kriege führte, dennoch seine Ideale mit in seine Politik einbrachte, ja sogar seine Politik prägte. Er sagte zum einen: „In den Gerichtshöfen sollen die Gesetze sprechen und der Herrscher schweigen.“ Er setzte sich für die Gleichheit vor den Gerichten ein, unabhängig von Abstammung und gesellschaftlicher Stellung. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Aber trotz seiner Kriege sagte er auch: „In der Politik darf man keine Vorliebe für ein Volk und keine Abneigung gegen ein anderes haben.“

Aber auch in der jüngeren Zeit gibt es Menschen, die mit ihren freimaurerischen Idealen die Politik eines Landes prägten. Mustafa Kemal Atatürk war der Begründer der modernen Türkei, der sich für eine Trennung von Staat und Religion einsetzte.

Auch in Deutschland haben Politiker mit einem freimaurerischen Hintergrund mit ihrem Handeln gewirkt. Ich möchte hier exemplarisch Gustav Stresemann herausstellen, der ein deutscher Staatsmann, Führer der Deutschen Volkspartei, Reichskanzler, Reichsaußenminister, Friedensnobelpreisträger und Mitglied der Loge „Friedrich der Große“ (Großloge „Drei Weltkugeln“) war. Er setzte die Aufnahme des Reiches in den Völkerbund und seiner Vertreter in den Völkerbundrat durch, er wollte ein von allem Druck befreites Deutsches Reich in einem nicht mehr von Hass vergifteten, sondern in wahrhafter Friedensarbeit geeinten Europa erreichen.

Aber auch in den USA gab es eine Vielzahl von Präsidenten, welche Freimaurer waren und ihr Ideal in ihre Politik einfließen ließen. Fast 1/3 der US Präsidenten waren Brüder. Angefangen von George Washington, Abraham Lincoln, Theodore Roosevelt bis hin zu Gerald Ford. Auch sie setzten sich für das ein, was ihre Vorfahren mit der Unabhängigkeitserklärung formuliert hatten.

Ich möchte mich für die kurze Aufstellung entschuldigen, aber im Internet oder über einschlägige Literatur bekommt man detaillierte Aufstellungen welche Politiker ebenso Freimaurer waren. Ich möchte dies gerne mit dieser kurzen Aufstellung beenden und zum Kern zurückkommen. Was man jedoch sieht ist die oftmals enge Verbindung von den Idealen eines Menschen, welche er durch seine Bruderschaft erfahren hat zu seinem Handeln oder sogar seiner Politik.

 

Ist das noch zeitgemäß?

Auch wenn sich der Freimaurerbund in fast allen Ländern jeder parteipolitischen Tätigkeit und Stellungnahme enthält, so sollte man dennoch sich seine Gedanken machen, ob dies noch zeitgemäß ist.

Im Jahr 2014 mit vielen politischen und gesellschaftlichen Änderungen und weltweiten Umbrüchen soll und darf sich die Freimaurerei nicht vor der Politik und den Gesprächen darüber verschließen. Die Augen zuzumachen und in der Tradition von 1723 weiterzumachen ist grundsätzlich nicht falsch aber in meinen Augen nicht mehr zeitgemäß. Der Freimaurer muss kritisch hinterfragen und gegenüber den politischen Strömungen offen sein. Gerade so, wie es unsere Gründerväter gewollt haben. Offen Stellung zu beziehen muss im Sinn eines Freimaurers sein. Hier müssen wir einander vertrauen.

Natürlich sollte ein mündiger Bürger sich für Politik interessieren und versuchen diese mitzugestellten. Die glückliche Lage, die wir in unserem Land haben, mit all ihren Möglichkeiten der Einflussnahme und Mitgestaltung, finden wir leider nicht in jedem Land vor. Darum sollte man sich einbringen, bevor man sich auf die Position des „Jammerlappen“ zurückzieht. Warum also nicht auch seine freimaurerische Grundhaltung in seine politischen Ansichten mit einbringen. Die Frage ist jedoch, wie viel man davon einfließen lässt und wie es die Öffentlichkeit wahrnimmt. Man kann das ganze gedeckt betreiben und der profane wird nicht wissen, dass es sich bei seinem Politiker um einen Freimaurer handelt.

Was wir allerdings nach wie vor nie erleben werden ist, dass die Großloge eine politische Stellungnahme abgeben wird. Das ist auch klar verständlich, wenn sie sich ihre Neutralität bewahren möchte. Ihre einzelnen Mitglieder können dies jedoch. Aber eben nur soweit bis es zu persönlichen Sticheleien und Auseinandersetzungen oder zu einem Streitgespräche innerhalb der Loge führt. Dann sollte eben dies weiterhin unterbunden werden.

Es gilt hier eben nach wie vor die Idee der „Alten Pflichten“.

 

Gefahr für die Freimaurer in der Politik

Natürlich muss bei seinen politischen Aktivitäten jeder Freimauer für sich selbst entscheiden, ob er gedeckt arbeitet und inwiefern er seine Arbeit am rauen Stein mit in die Politik einfließen lässt. Gerade bei zu vielen Parallelen und Verbindungen wird den verschiedenen Verschwörungstheorien neues Futter gegeben.

Denken wir auch an die Vorfälle innerhalb der P2, der Propaganda Due zurück. Immer wieder wird im Zusammenhang mit Freimaurerei gerade dieses Thema wieder aufbereitet. Damals waren es Brüder einer faschistischen Loge, die unter dem Deckmantel der Freimaurerei Funktionäre, Politiker und einflussreiche Industrielle aufnahmen und enge Verbindungen zur Mafia pflegten. Dieser Gruppe ist es fast gelungen, den italienischen Staat zu unterwandern und die Regierung zu stürzen. Als diese Machenschaften aufflogen wurde die P2 von der englischen Großloge 1982 verboten und aufgelöst. Man muss einmal nachdenken wie heutzutage noch weiterhin agiert wird, wenn man weiß, dass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi Mitglied dieser Loge war und es auch eine P3 und eine P4 gab.

Ich möchte daher warnen, dass die Aktivitäten eines Politikers im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Freimaurer auch zu den verschiedensten Verschwörungstheorien führen können. Bis dahin, dass die Freimaurer die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Doch das ist ein Thema für eine andere Zeichnung. Es geht mir aber darum, darauf hinzuweisen, Besonnenheit walten zu lassen, wenn man Freimaurer und Politiker ist.

 

Fazit und persönlicher Gedanke

Ich persönlich denke, dass sich ein mündiger Mensch, welcher auch Freimaurer ist, nicht hinter diesem jahrhundertealten Argument und Schleier verstecken darf und sich auch aktiv für Politik einsetzen sollte. Natürlich denke ich auch, dass (und das möchte ich explizit betonen) PARTEI-politische Diskussionen abzulehnen sind, da die das feine Gefüge, welches eine Loge bildet, sehr leicht stören kann.

Aber ein kritisches Auge, ein wohl überlegter Gedanke und ein freier Geist, der sein Sapere aude auch lebt, der kann dies wohl trennen und zu den nötigen kritischen Gesprächen und Zeichnungen in einer Loge viel beitragen.

Von Freimaurern und Stammtischbrüdern

Schon vor einiger Zeit schrieb ich einen kurzen Blog-Eintrag zum Thema Logenbrüder und Freimaurer. Im Laufe meiner Reisen durch einige deutsche Logen, aber auch ins Ausland, konnte ich einige interessante Beobachtungen machen und habe immer mal versucht, die unterschiedlichen Typen an Freimaurern etwas zu „katalogisieren“. Ich möchte euch meine Feststellungen kurz einmal präsentieren. Ich bitte euch um einen IRONISCHEN Blick (je nachdem wo ihr euch selbst wiederfindet) auf diesen Artikel.

Natürlich weiß ich dass einige nicht mir IRONIE umgehen können. Diese bitte ich um Entschuldigung und stelle mir die Frage warum sie so aggressiv reagieren? finden sie sich etwa dort wieder und können nicht mit der Ironie umgehen? Das ist schade liebe Brüder, denn ich wünsche euch die Gabe, Ironie zu verstehen, denn das macht das Leben durchaus lebenswerter und weniger trist.

  1.  der Stammtischbruder

Früher dachte ich, dass dieser Brudertyp eigentlich das letzte sei, was eine ordentliche Loge brauchen würde. Ich bezeichne hiermit die Freimaurer, die einfach aufgrund des geselligen Beisammenseins in die Loge kommen und sich einmal in der Woche den nötigen Freigang nehmen, um aus ihrer häuslichen Umgebung rauszukommen. Er sitzt im Clubraum mit seinem Getränk, unterhält sich eher mit den Brüdern und beteiligt sich sporadisch an dem Gedankenaustausch.

  1. der Amtmann

Hierunter verstehe ich die Art von Freimaurer, die sich durch ein gewisses Amt innerhalb der Loge definieren. Diese Herren sammeln die Ämter im Laufe ihrer „Freimaurer-Karriere“ wie andere Orden oder Auszeichnungen. Nicht selten werden auch mehrere Ämter gleichzeitig gehortet. Sie suchen Kontrollfunktionen und lenken die Geschicke einer Loge, wo sie nur können und wie sie es für richtig halten.

Meine Meinung: Leider sehe ich das anders, denn ich denke immer noch, dass sich ein Amt seinen Träger sucht. Noch schlimmer wird es, wenn ein Amt abgegeben wird und der Nachfolger im Fokus der Beobachtungen steht. um dann klar zu machen, wie viel besser sie es damals getan haben. Ich wusste bisher nicht, dass es hier einen Wettkampf gibt. Ich denke eine gesunde Loge profitiert vom stetigen Wechsel und einer Mischung aus jüngeren und geübteren Brüdern. Denn so wie ich es kenne aus meiner Loge, können beide Seiten voneinander lernen.

  1. der helfende Bruder

Hier können wir zwei unterschiedliche Typen der helfenden Brüder unterscheiden. Die einen, die immer dann helfen, wenn Not am Mann ist. Und das vollkommen selbstlos. Also Brüder die andere Brüder unterstützen oder sich auch um Dinge innerhalb einer Loge kümmern, wie der Logenhausgestaltung oder auch der Betreuung an den diversen Gästeabenden. Auf diese Brüder kann man mit Recht stolz sein und sich immer verlassen. Was hier zugesagt wird, findet stets seine Umsetzung.

Dann haben wir jedoch auch die helfenden Brüder, die etwas zusagen, also sich um etwas kümmern wollen und das dann über Wochen und Monate doch nicht machen. Typen, die gerne im Vordergrund stehen und eher durch Worte statt durch Taten hervorstechen. Leider ist diesen Menschen oftmals nicht bewusst, dass sie die Arbeit von einigen anderen Brüdern aufgrund ihres Handelns bremsen oder sogar blockieren können.

  1. der resignierte Bruder

Hier sehe ich die Brüder, die sich zwar in ein lebendiges Logenleben mit einbringen; diejenigen die früher mal mit Feuer und Flamme hinter der Freimaurerei standen, aber im Laufe der Zeit erkannten, dass sie sich nicht verwirklichen konnten oder aufgrund von anderen Umständen in der Umsetzung ihrer Ideale und Ideen ausgebremst wurden. Sie hatten tolle Ideen und Vorstellungen von einer zeitgemäßen Freimaurerei und wurden an der Umsetzung offenbar gehindert. Das Gute ist, dass man es sich zum Ziel setzen kann, diese Brüder erneut zu begeistern und sie wieder stark zu machen.

  1. der Konservative

Dieser Brudertyp scheint sich hinter seiner Furcht vor dem Zerfall des Guten und Bekannten zu verstecken. Sachliche Argumente und Verbesserungsvorschläge werden stoisch abgewunken und mit todschlagenden Argumenten wie dem oft zitierten „das war immer so“ beantwortet. Jungen Brüdern wird damit der Erkenntnisweg unnötig verengt. Sich bekannten Formen zu bedienen ist an sich nicht negativ, schlimm kann es nur werden, wenn der eigene Weg als der richtige markiert wird und unkonventionelle Vorschläge oder Ansätze diesem weichen müssen.

  1. der Reformer

Hier finden sich die Brüder wieder, die oftmals hinterfragen, ob einige Dinge noch zeitgemäß sind. Sie machen sich – ähnlich dem Idealisten (nächster Punkt) – Gedanken über eine modernere Form der Freimaurerei. Die Brüder Reformer hinterfragen mit einem kritischen Blick das Geschehen innerhalb der Loge. Grundsätzlich kann man sich immer die Frage stellen, inwiefern die Idee einer Neuerung noch als neu benannt werden kann, wenn bereits der oft erwähnte F.z.a.S. bereits versuchte, eine neue Form der Maurerei zu etablieren.

  1. der Idealist

Dieser Bruder folgte einem Ideal, oft hört man ihn von Romanen aus der Feder von Goethe, Schiller, Kipling oder etwa auch Dumas reden und zitieren. Ihm geht es im Kern um die weltverbindende Kette. In seiner Wahrnehmung kämpft er mit seinem Degen gegen die Ungerechtigkeit in der Welt und versucht wo er kann der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen. Nicht selten ist er wortstark und sucht die Gesellschaft. Der Haken dabei ist, dass er sein Ideal versucht anderen schmackhaft zu machen. Er kann zwar als Musterbeispiel eines Philanthropen angesehen werden, jedoch fehlt es ihm nicht selten an Geduld. Bekommt er nicht seine Form von Anerkennung verliert er sein Interesse und zieht weiter. Spannend ist ob er zu seinem Ideal und Wort steht, wenn er anderes wahrnimmt, als er erwartet.

  1. der „ich-hämmere-mal-an-deinem-Stein“ Bruder

Bei dem „ich-hämmere-mal-an-deinem-Stein“ Bruder handelt es sich um die Gattung von Bruder, der gerne am rauen Stein des anderen arbeitet. Was natürlich nicht ausschließt, dass er auch seinen eigenen behaut, aber hier werden unter dem Mantel der Erfahrung dem anderen Bruder eigene Meinungen nahegelegt. „Das musst du so und so machen…“. Es kommt jedoch auf das „Wie“ an. Dieser Bruder erhebt gerne mal den Zeigefinger und belehrt seine Brüder . Leider lässt dieser Bruder kaum Spielraum, dass man als junger Bruder seine eigenen Erfahrungen sammeln kann.

 

Nachtrag vom 25.11.2014:

Und hier schon die erste Ergänzung der vielen Brüder aus dem Netz. Ich finde dieseTypen ebenso witzig, daher nehme ich ihn gern mit auf…wer noch weitere hat: einfach per E-Mail an mich .

  1. der „wichtige Bruder“

Der wichtige Bruder ist raumfordernd. Dies oft schon aufgrund seiner körperlichen Abmessungen ( Höhe und/oder Breite ), stets aber auffallend durch erhobenes Haupt und gewichtigen Gang. Zusätzlich durch sein Gepäck, da er immer seine gesamte maurerische Habe in einem Koffer mit sich führt, bestehend aus allen Schurzen und Bijoux aller seiner Grade, Logensatzung, Hausgesetz, der neuesten Ausgabe der Freimaurerischen Ordnung und den Alten Pflichten im Originaltext mit deutscher Übersetzung, woraus er insgesamt gerne zitiert. Stets spricht er laut weil er weiß, dass viele seiner Brüder schwerhörig sind, seine Belehrungen gut vertragen können und er das gesammelte masonische Wissen intus hat. In Beamtenfunktionen findet man ihn allerdings nur in Kreisen überwiegend masochistisch veranlagter Brüder wieder.

  1. der „Bibliothekar von Alexandria“

Jenen Bruder findet man selten, aber es gibt ihn. Egal zu welcher Erwähnung eines historischen Zweiges der jahrtausendealten menschlichen Geschichte – mit leuchtenden Augen nutzt er der das bekommene Wort und beginnt sein Wissen zu teilen. Sachlich und so unfassbar fundiert, dass man sich fragt, wie so ein Wissensschatz überhaupt sammelbar ist. Schade ist, dass man seinen Beitrag zwar anerkennt, aber sich lautere Brüder lieber in Stammtischschnatterei üben. Das Austauschen von Erkenntnissen und Wissen, das Erlangen neuer Sichtweisen und Hintergründe ist offenbar eine der schwersten Übungen und auch da dient der Typ „Bibliothekar von Alexandria“ als Vorbild: Er lächelt meist, wird er mit Halbwissen und Vermutungen konfrontiert und wenn seine Bibliothek irgendwann zu Staub verfällt – im Sammeln von Wissen sieht er seinen Sinn und findet darin seine Güte.

  1. der „Koch“

Wir rühren alle gern mal eine Suppe zusammen. Manche kochen ihr eigenes Süppchen, andere kredenzen den Eintopf der Zwietracht und dann gibt es noch die Sauce de la Harmonieaise. Jene Soße wird über allen Zankbrüdern großzügig vergossen, auf dass sie damit besser aneinander kleben bleiben, wenn der Handschlag schon nicht mehr ausreicht, um die Kettenglieder zu verbinden. An und für sich eine sehr weise Herangehensweise, die vor allem Mut und Vertrauen verlangt. Leider ist die Soße der Harmonie oft leichter als der dunkle Bodensatz und dringt nicht tief genug vor und wird vom leichtesten Gegenwind hinweg geweht.

 

Natürlich gibt es nicht nur den einen oder anderen Bruder, denn Mischformen dieser unterschiedlichen Arten treten häufiger auf als man denkt. Doch warum bin ich dennoch mit all diesen Brüdern zusammen (wird sich so mancher fragen)? Aus dem gleichen Grund, warum auch die mich ertragen müssen…uns verbinden die gleichen Ideale und auch wir alle üben uns in Toleranz, indem wir lernen miteinander respektvoll umzugehen. Vereint werden diese unterschiedlichen Typen doch immerhin in einer Loge und wegen den gleichen Grundsätzen der Freimaurerei, nämlich

  • Freiheit
  • Gleichheit
  • Brüderlichkeit
  • Toleranz
  • Humanität

Genau das sind die Ziele der Freimaurerei und es hilft doch ab und an, sich wieder auf diese zu besinnen.

Nachdem mich nun einige Brüder gefragt haben wie es bei mir selbst aussieht und unser Bruder Philip zum „Freimaurer-Persönlichkeitstest“ aufrief, werde ich mich mal kurz selbst beschreiben.
Die Frage wo ich selbst gerade stehe, lässt sich nicht so leicht beantworten. Ich denke es kann sich zum einen mischen aber auch denke ich dass es tagesabhängig sein kann. Also je nach Laune und Gemüt.

Es gibt Tage, da bin ich gern einfach der Teilnehmer, der Zuhörer ohne mich einzubringen. Also da eher der Bruder, der die Gesellschaft sucht und somit eher ein „Stammtischbruder“. Ich bin eher selten der „Amtmann“, denn ich denke nach wie vor dass ein Amt seinen Träger sucht und ich mich aus diesen Vereinsgehabe eher raushalten will. Dennoch mache ich das Amt des Sekretärs hoffentlich mit der nötigen Würde, doch das müssen andere beurteilen. Ich zähle mich auch zu den „helfenden Brüdern“, also wenn ich zumindest zusage zu helfen, dann bin ich auch da. Aber auch zu den „Reformern“, da ich eine gewisse Vorstellung von Maurerei habe. Eine offene und sich auf die Ideale beziehend. Ohne eben das Vereinsgetue…..und das führt dann auch zu dem „resignierten Bruder“ wenn ich das Gefühl habe, ich müsste meine Vorstellungen aufgeben und das alles hinnehmen wie es ist.