Leben ist Handlung – Leben ist Wandlung

WinkelZirkel

„Leben ist Handlung
Leben ist Wandlung
Es ist nie zu spät
Wer kann der geht
Wer kann der geht“
Aus dem Lied „Lektion in Wermut – Der W“

Oft werde ich gefragt was einen Menschen dazu bewogen hat Freimaurer zu werden. Natürlich werden die meisten Brüder und Schwestern nun antworten, dass sie auf der Suche waren und sich in der Idee der Freimaurerei wiedergefunden haben.
Aber was bedeuten genau diese Worte? Jeder Mensch lebt sein Leben und handelt nach seinen Vorstellungen und Werten. Diese bilden sich durch seine Erziehung und seine äußeren Einflüsse.
Erst gestern hörte ich einen Altstuhlmeister einer anderen Bauhütte erklären, dass eines der Ziele sein muss, dass man am Ende des Lebens von den Bekannten, Freunden und Verwandten vermisst wird und nicht „als Arschloch in Erinnerung bleibt“.

Arschloch sein

Nun ja, auch ich hoffe, dass etwas von meinem Geist und meiner Vorstellung und Idee von Freimaurerei bestehen bleibt. Natürlich durch die Bücher, die ich schreibe, die Texte, welche in den unterschiedlichen Zeitschriften veröffentlicht wurden und auch durch diesen Blog. Aber auch in den Gedanken und Erinnerungen meiner Brüder, meiner Loge und speziell meiner Familie. Der Geist lebt in unseren Kindern weiter. Niemand möchte als ein „Arschloch“ in Erinnerung bleiben. Natürlich wird es Brüder geben, mit denen ich aneinander geraten bin. Diese mögen mich durchaus als ein Arschloch in Erinnerung haben, wenn ich mich auch eher als einen „unbequemen Geist“ der modernen Freimaurerei verstehe. Sollte ich Brüdern weh getan haben, so bitte ich dies zu entschuldigen. Auch ich bin nur ein Mensch und durchaus wie alle anderen fehlbar. Sicherlich werde ich auch einigen Ex-Partnerinnen als „Arschloch“ in Erinnerung bleiben, basierend auf die Vorfälle, welche dazu geführt hatten. Dies kann man natürlich nicht gut machen, aber diese Fehler zu erkennen und sich einzugestehen, dass man sie eben selbst fabriziert hat, ist der Weg zu Erkenntnis und der Weg zur Arbeit an einem Selbst. Entschuldigung!
Das Leben muss daher auch immer eine Phase der Wandlung und Neuorientierung sein. Leben ist Handlung – Leben ist eben immer auch Wandlung.

Suche nach dem Ich

Anfangs stand die Frage im Raum, was ein Mensch suche, der sich für die Ideen der Freimaurerei begeistern konnte. Nun, ich denke es war nicht unbedingt die Suche nach dieser Gruppe, dieser Gemeinschaft oder auch „Geheimgesellschaft“ (wie viele nun auch sagen werden), nein es war eher die Suche nach einem selbst. Das ICH stand hier im Vordergrund und an diesem sollte gearbeitet werden. Und hierbei fanden sich diese Menschen in einem ethischen Bund wieder. Doch vorher bleibt die Erkenntnis, welche auch schon einer meiner Altstuhlmeister immer sagte, dass die Freimaurerei in erster Linie eine egoistische Sache ist. Etwas für jeden persönlich, weil man für sich alleine auf dieser Suche ist und sich die Frage nach dem Sinn stellt.

Bessere Menschen?

Was natürlich nun absolut nicht heißen soll, dass der Freimaurer per se nun weiser ist als andere Menschen. Sind wir durch den Beitritt zu diesem Bund nun bessere oder/und weisere Menschen geworden. Nun ja, würde man einen Maurer fragen, so würde er sagen, dass er sich bemüht hat. Aber ob jemand weise ist, sollen bitte andere Menschen als man selbst entscheiden. Es geht hier aber um die nötige Reflektion, von Gedanken, Aussagen und dem eigenen Ich. In wie fern dies nun einen Menschen weise macht, bleibt hier offen. Aber sicherlich kann man behaupten, dass der Freimaurer den nötigen Blick auf sich und seine Umwelt hierfür hat. Diese Arbeit an einem Selbst, sie bleibt für den engagierten Freimaurer stets eine Aufgabe, eine Herausforderung. Sie zu meistern, macht den Reiz aus und die Freimaurerei gibt einem hierzu die nötigen Werkzeuge in die Hand. Das Klopfen und Hämmern muss man jedoch selbst lernen.

Bleibt die Frage offen, ob das Gradsystem der Freimaurer weiser ist? Nein, ich denke auch das nicht. Denn wenn man dieses durchläuft und nichts dabei lernt und sich selbst ändert, dann hat man zwar den Grad erreicht, aber leider immer noch nichts verstanden. Man muss dies auch leben um auch die Erfahrung zu bekommen, zu lernen was es heißt ein wahrer Freimaurer zu sein. Ob man dann schlussendlich sich bemüht hat weiser zu werden, dass müssen rückblickend die Generationen nach uns beurteilen.

Muss es denn immer Freimaurerei sein?

Um es kurz zu machen, nein, natürlich nicht. Es gibt viele Gruppierungen wie den Lions Club oder die Rotarier, welche auch an die Prinzipien der Freimaurerei gebunden sind, jedoch ohne den rituellen Teil. In einigen Städten gibt es auch Kreise und Kränzchen, in denen Menschen sich über die unterschiedlichsten philosophischen Gedanken austauschen. Die Freimaurer sprechen auch vom „Bruder ohne Schurz“. Damit werden Menschen bezeichnet, die sich für die Ideale der Gleichheit, Toleranz, Brüderlichkeit, Freiheit und Humanität einsetzen, jedoch nicht dem Bund der Freimaurer angehören. Wenn man sich nur auf das Element der Persönlichkeitsentwicklung beschränken will, so gibt es auch hier unterschiedliche Möglichkeiten. Von Selbsthilfegruppen über Volkshochschul-Veranstaltungen bis hin zu professionellen Persönlichkeitsseminaren, hier herrscht eine große Vielfalt.
Somit kann gesagt werden, dass man natürlich nicht immer Freimaurer werden muss, um sich selbst zu erkennen und seinem Leben einen Sinn zu geben. Die Maurerei ist hier nur ein Bund, der einem die Werkzeuge in die Hand gibt und aufzeigt, wie man seinen Stein behauen muss/kann/soll…

Fazit und Schlussworte

Ein japanisches Sprichwort sagt: „Fürchte dich nicht vor langsamen Veränderungen, fürchte dich vor dem Stillstand.“ Genau das sollte jedem Freimaurer auch immer in Erinnerung gerufen werden. Die Arbeit an dem eigenen ich ist eben nicht mit der Erreichung eines Grades abgeschlossen. Sie besteht ein Leben lang und wir sind diese Verpflichtung für uns selbst eingegangen. Genau hierfür ist es nie zu spät. Man muss es nur wollen und dann diesen Weg gehen. – Wer kann der geht!