Gedanken über den Meistergrad- Teil 2: Auf gute Freunde

Noch vor ein paar Tagen hatte ich einen Artikel über den Meistergrad geschrieben und einen Aufruf gestartet, bewusster zu Leben. Und schon kann dies näher sein als man denkt.

Letzte Woche bin ich von einem Kundentermin nach Hause gefahren, als ich in der Nähe von Halle an der Saale, geblendet von der Abendsonne, in ein Stauende fuhr. Leider ist dabei mein Auto völlig beschädigt worden und ich selbst durfte ein paar Stunden im Uni-Klinikum verbringen. Glücklicherweise ist bis auf ein HWS und jede Menge Blech nicht viel gewesen. Trotz der hohen Aufprallgeschwindigkeit ist mir nicht viel passiert. Dies lag allerdings nur an einer glücklichen Kombination von verschieden Umständen. Man sieht förmlich noch die Teile von den Autos wegfliegen und man spürt den Aufprall in allen Körperteilen…wirtschaftlicher Totalschaden.

Als ich dann dort nach meiner Entlassung saß und auf meine Freunde wartete, die bereit waren die 350 km Anfahrt nach Halle und wieder zurück auf sich zu nehmen (Ja, euch meine ich…danke noch einmal dafür), hatte ich ein paar Stunden Zeit, noch einmal über den Sinn des Meistergrades und das Leben selbst nachzudenken. Die Erkenntnis, über sich zu schauen und bewusster das Leben zu gestalten und es aber auch zu LEBEN ist einem noch deutlicher vor Augen, wenn man gerade dem Tod mal kurz in die Augen gesehen hat. Da denkt man ganz plötzlich über all die Dinge nach, die man noch in seinem Leben erreichen will. Einen neuen Fokus zu finden, kann das Resultat so eines Ereignisses sein.

Man wird sich der Kürze der Zeitdauer bewusst, die man auf diesem schönen Planeten hat. Die Zeit, in der man bewusst durch das Leben gehen kann und die Essenz tief in sich aufsaugen kann. Ein Moment des Carpe Diem. Der Mensch ist getrieben von Zeit, Arbeit und Leistung, aber auch seinem privaten Glück. Wir Freimaurer teilen die Stunden des Tages auf und versuchen sie sinnvoll zu nutzen. Das Symbol des 24-zölligen Maßstabes dient uns dazu, dass wir daran erinnert werden, wie der Tag einzuteilen ist. Neben der Arbeit nimmt auch die Familie ein Großteil dieser Zeit in Anspruch. Mit Recht! Sie dient als eine Art Ruhepol in dieser unruhigen Zeit und trägt zum persönlichen Glück bei. Schon der Lehrling erlernt mit dem Bild des Maßstabs, dass er sich den Tag sinnvoll einteilen soll. Früher waren die Definitionen sehr eng:

• sechs Stunden zur Arbeit
• sechs Stunden um Gott zu dienen
• sechs Stunden um einem Bruder oder Freund zu dienen, soweit es in seinen Kräften steht
• sechs Stunden zum Schlafe.

Heutzutage verschwimmen die Grenzen und nicht jeder kommt mit 6 Stunden Schlaf aus. Die Einteilung muss jeder für sich treffen. Sicherlich steht vermehrt die Arbeit im Vordergrund und an der Stelle Gott zu dienen wird eine gewisse Spiritualität oder auch Ruhephase kommen. Und diese kann man eben auch in der Familie finden. Daher muss jeder für sich die Einteilung des Tages selbst finden und die Dinge tun, die er für nötig hält um glücklich zu sein. Und dies kann sich durchaus verschieben, wenn einem bewusst geworden ist, wie wertvoll und leider auch kurz das Leben ist. Sei es durch die Meisterweihe aber auch durch ein Ereignis wie ein Unfall.

Apropos Unfall, mein Abend wurde immerhin gemeinsam mit den besten Freunden abgeschlossen, die man sich wünschen kann. In der Notaufnahme mit Halskrause liegend und dumme Sprüche machend sagte ich, dass es mir nach dem Schock erstmal nach einem schönen kalten Gin & Tonic wäre. Nicht nur, dass diese lieben Menschen ihre Nacht geopfert haben um mich abzuholen, nein, sie stiegen aus dem Auto aus und mixten mir einen leckeren Gin & Tonic noch auf dem Parkplatz des Uni-Klinikums von Halle an der Saale. Freundschaft geht doch über alles…und den Gin & Tonic musste ich natürlich auf das Leben trinken.

Daher lehne ich mich nun auch zurück, gönne mir daheim noch ein leckeres Glas dieses Getränkes und trinke auf euch beide und das Leben, welches einfach klasse ist.

Auf euch…K&F

1000 Narben

Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, was eigentlich den Menschen ausmacht, was seinen Charakter formt und bestimmt. Sicherlich ist ein Teil angeboren, aber man sagt ja, dass auch die Erziehung einen großen Teil der charakterlichen Bildung darstellen. Geprägt von den Einflüssen der Eltern und deren Erziehung kann man wesentlich den Geist und den Charakter eines Menschen formen und festigen. Diese grundsätzliche Erziehung beginnt schon in den frühesten Kindestagen und zieht sich fort, bis zum Erwachsen sein. Dann muss man für sich selbst die Verantwortung übernehmen (können) und geht schrittweise sein eigenes Leben.

Ich möchte mich aber in den kommenden Zeilen mit den kleinen und großen Narben beschäftigen, welche wir im Laufe unseres Lebens bekommen und die uns auch weiterhin prägen. So wie die verschiedenen Fehler, die man macht und die Leute formen („Fehler machen Leute“, denkt mal drüber nach…). Und auch die 1000 Narben, die einem während des Lebens zugeführt werden, prägen weiterhin unser Handeln und unsere Entscheidungen. Das Hinzufügen von Narben kann schrecklich schmerzhaft sein, aber es kann auch sein, dass wir sie kaum wahrnehmen. Der Schmerz, oder die Ursache sind relativ und wird von Person zu Person völlig unterschiedlich wahrgenommen. Natürlich hinterlassen einige Einschnitte auch tiefere Wunden und es dauert lange, bis diese Schnitte geschlossen sind und dann Narben darüber wachsen. Wie sagt man so schön: „der erste Schnitt ist der Tiefste“.

Aber alles in allem lernen wir damit zu leben und umzugehen. Es gehört nun mal zum LEBEN mit dazu und prägt uns jeden Tag aufs Neue. Daher kann man diese 1000 Narben verfluchen, oder sie akzeptieren und sich wieder auf das wesentliche konzentrieren, das Leben selbst.
Einige Freimaurer wie ich ertragen aber auch das bewusste Zufügen von Narben und Schmerzen. Sie lassen sich Tattoos und Symbole unseres tollen Bundes unter die Haut stechen und ertragen hierfür die Schmerzen der offenen Wunden. Um dann diese Zeichen mit Stolz zu tragen. Aber bitte, es ist keine Pflicht dich tätowieren zu lassen, noch ist es irgendein Brauch. Es ist eher ein Zeichen der Zugehörigkeit des Bundes und des Glaubens an die hohen Ziele der Freimaurerei. Auch ich trage viele Tätowierungen auf meinem Körper.

In diesem Sinne, pflege ich mal meine Wunden und schaue nach vorn…