Reformfreimaurerei

In den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sehr viel über Reformfreimaurerei gesprochen und geschrieben. Gerade der F.z.a.S. hatte viele Probleme mit der Anschauung der alteingesessenen Großlogen und daher formte sich eben auch der F.z.a.S gerade aus diesen Brüdern heraus, welche hier ein großes Potential für Veränderungen und Neuerungen sahen.

Natürlich berufen sich unsere Vorfahren auf die „Alten Pflichten“ von Anderson („Der geistige Kern der Freimaurerei ist die Religion in der alle Menschen guten Willens übereinstimmen, die Religion der Menschlichkeit, Mitmenschentum“) jedoch wollten sie einige für sie damals wichtige Reformen durchsetzen und verfassten hierzu einige „programmatische Erklärungen des Reformfreimaurerbundes“ im Jahre 1930.

Ich möchte gerne einen Teil dieser Erklärung von Brr. Walter A. Berendsohn wiedergeben, ohne dass ich hier einen Angriff auf einer der Großlogen begehen will. Mir ist bewusst, dass diese Ansichten auch gegen die Satzungen einiger Großlogen gehen und die Forderungen bis heute strikt abgelehnt werden. Daher möchte ich es nicht werten, sondern überlasse jedem Interessenten an der Freimaurerei sowie jedem Bruder hier die Möglichkeit, sich selbst eine Meinung darüber zu bilden.

„Die wichtigsten Reformen sind:

  1. Die Aufhebung der Hochgrade: denn es widerspricht der Grundidee, alle Schranken zwischen den Menschen zu überwinden, wenn die Freimaurerei einen neuen künstlichen Adel, einen neuen Stufenbau von Würden und Abzeichen errichtet. Das dient mehr der Selbstsucht und Eitelkeit als der freimaurerischen Sache.
  2. Fortfall des Symbols „A.B.a.W.“: denn es enthält deutlich die Idee eines persönlichen Gottes, die von der großen Mehrzahl der freien, denkenden, vorwärtsdrängenden Menschen als Grundlage ihrer Weltanschauung und Sittlichkeit aufgegeben ist. Soll die Freimaurerei alle Menschen guten Willens am Menschheitsbau vereinigen, so darf sie sich nicht zur Vertretung einer Form der Weltanschauung machen. Die Loslösung von dieser Formel erst bedeutet den Eintritt in den neuen geistigen Raum, in dem sich alle Menschen zur Neugestaltung der menschlichen Gemeinschaft zusammenfinden können.
  3. Die Preisgabe der Bibel als erstes Licht der Freimaurerei: denn wenn die Bibel auch ein ehrwürdiges Werk ist, so gilt sie den meisten Menschen, die am Menschenbau guten Willens arbeiten, nicht mehr als Offenbarung des A.B.a.W., sondern als Menschwerk, das nicht mehr die unantastbare unerlässliche Grundlage lebensgestaltender Sittlichkeit bleiben kann.
  4. Zulassung der Erörterung auch politischer und religiöser Fragen im Tempel, denn ihre Ausschaltung zeugt von mangelndem Vertrauen zur freimaurerischen Idee, die ja das gesamte persönliche und gemeinschaftliche Leben durchdringen und gestalten soll; es entsteht zugleich die Gefahr einer leeren Schönrednerei ohne fruchtbringende Wirkung für den Menschheitsbau.“

Wie ihr seht, sind dies radikale Ansichten, mit denen sich der F.z.a.S. nicht nur Freunde machte. Die Anerkennung einiger Großlogen wurde ihm daraufhin verwehrt. Ich möchte dies weder werten noch groß kommentieren, jedoch werden ich in den kommenden Tagen einen Artikel über „Freimaurer und Politik“ veröffentlichen mit meinen Ideen und Thesen zu diesem Thema.

Dennoch kann man eines deutlich sehen. Die Anhänger der Reformfreimaurerei hatten sich konkrete Gedanken und Vorschläge gemacht, wie man die Freimaurerei in die Neuzeit überführen kann. Man muss das ganze immer im Spiegel der damaligen Zeit sehen, die geprägt war von der Nachkriegszeit, Wirtschaftskrisen und offenen Anfeindungen der Länder untereinander. Sie suchen eine Möglichkeit, sich auf der Winkelwaage zu begegnen und alle Menschen zu vereinen…eigentlich ein schöner Gedanke.

Rudolf Penzig – Südwestkirchhof Stahnsdorf

Wieder einmal brachte mich meine Wanderung durch Berlin zu einem der schönsten Friedhöfe hier in der Umgebung. Der Südwestkirchhof Stahnsdorf (http://www.suedwestkirchhof.de/) ist der zweitgrößte Friedhof Deutschlands und wunderschön in Mitten eines Waldes gelegen. Die Integration der Gräber in die natürliche Umgebung sowie den Drang der Natur die Steine zu überwuchern machen gerade den Reiz dieses Friedhofes aus.

Natürlich hatte ich mir diesen Friedhof bewusst ausgesucht, denn dort befindet sich das Grab von Rudolf Penzig. Dieser war nicht nur ein Schriftsteller, Kommunalpolitiker und Pädagoge, nein er war auch seit 1919 der Großmeister des Freimaurerbundes zur aufgehenden Sonne und prägte dort vor allem mit seinen Aufklärungsschriften, insbesondere mit seinem Katechismus das geistigen Niveaus dieses Bundes. Mehr Details könnt ihr gerne hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Penzig

Ihm zu Ehre wollte ich natürlich auch sein Grab besuchen und fand es im Block Charlottenburg, Gartenblock 2 auf der Grabstelle 128. Dieses Grab überrascht im ersten Moment durch seine Schlichtheit. Jedoch solle man sich den Stein einmal von oben betrachten. So findet man eine Dreiecksform mit einem rechten Winkel wieder….

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