Die Arbeit am rauen Stein also …. wie soll man am rauen Stein arbeiten?

Ich hatte gestern in meiner Loge das Glück, die Lehrlingszeichnung unserer neuen Bruders TK zu hören. Es ging über seine Arbeit am rauen Stein. Dabei musste ich feststellen, dass er ein paar spannende Aspekte in dieses Thema brachte, die ich gern mit euch teilen möchte. Daher hatte ich ihn gefragt, ob er die Zeichung als externer Schriftsteller hier auf dem Blog präsentieren möchte. Er stimmte dem zu, jedoch ohne die Nennung seines Namens (der mir aber bekannt ist und ich den Kontakt herstellen kann, falls dies nötig wäre). Viel Spaß beim Lesen und sich inspirieren lassen…

Die Arbeit am rauen Stein also …. wie soll man am rauen Stein arbeiten? von Br. TK

Ich stehe hier um meine erste Lehrlingsarbeit vorzutragen. Zugegebenermaßen bin ich etwas nervös. Vorträge zu halten gehört definitiv nicht zu meinen Stärken. Dennoch möchte ich versuchen euch meine Gedanken über den „Rauen Stein“ zum Besten zu geben – das was mir alles zum Thema „der raue Stein“ durch den Kopf ging. Auf Folien oder ähnliches habe ich verzichtet. Teilweise auf Grund von mangelnder Zeit, teilweise weil es mir wichtiger war die richtigen Worte zu finden. Ich hoffe dennoch, dass die nächsten Minuten nicht allzu fad werden. Falls doch, lasst es mich gerne wissen, haltet mich auf, setzt mich vor die Tür, oder bringt mir ein Bier. Ganz wie ihr wollt.

Seit meiner Aufnahme, am 16.Februar diesen Jahres, in diese Bruderschaft konnte ich mir einen ersten Überblick verschaffen – über Jacob de Molay, über die Brüder, über die Maurerei und das, was sie sein sollte, zumindest soweit ich sie bis jetzt verstehen durfte. Dabei wurde mir immer bewusster wie wichtig und dringlich die Arbeit am rauen Stein ist.

Die Arbeit am rauen Stein also …. wie soll man am rauen Stein arbeiten?

Die Geschwindigkeit oder auch die Intensität – darauf möchte ich als erstes eingehen.
Auch wenn die Zeit oder der 24-zöllige Maßstab nicht das heutige Thema ist, habe ich mich in den letzten Monaten oft gefragt wie schnell man am rauen Stein arbeiten sollte. Der Steinmetz, so geschickt wie er ist, bearbeitet einen Stein wohl sehr flink – das Behauen des Steines wird also bei einem Profi um einiges weniger Zeit in Anspruch nehmen. Doch was passiert wenn man quasi als blutiger Anfänger unentwegt auf seinen Stein einschlägt und versucht so schnell wie möglich an das Ziel zu kommen, ohne Pausen einzulegen. Ohne sein Werk zu begutachten und ab und an zu schauen ob man wirklich noch auf dem richtigen Weg ist. Ob man nicht irgendwo zu viel abgetragen hat. Auch diese Zeit sollte man sich vermutlich nehmen. Wie ich darauf komme? Vermutlich weil ich persönlich die letzten Jahre (schon vor dem Eintritt in die Bruderschaft) wie wild an meinem Stein gearbeitet habe, ohne das Gefühl das sich etwas verbessert hat. Im Gegenteil. Ich hatte und habe schlussendlich das Gefühl das ich mich weiter von mir selbst und dem Stein, der ich sein möchte, entfernt habe. War ich vielleicht zu schnell?

Doch was wollte ich alles in der kurzen Zeit schaffen. Bitte seht es mir nach das ich hier einen kleinen „Seelenstriptease“ hinlege. Vielleicht hat der ein oder andere ja am Schluss einen guten Rat für mich…

Auch wenn dem ein oder anderen das Wort „Selbstoptimierung“ nicht gefällt, was ich absolut nachvollziehen kann, ist es das was ich die letzten 5 Jahre versucht habe. Neben einem neuen Job und einer neuen Patchworkfamilie, neuen Freunden und neuen Hobbies musste ich natürlich schauen das ich allem irgendwie gerecht werde.
Ich habe mir also Fragen gestellt wie:
– Wie werde ich besser in meinem Job?
– Wie schaffe ich es das immer genug monetäre Mittel verfügbar sind?
– Wie werde ich meinen Hobbies und den Menschen dort gerecht?
– Schaffe ich es auch noch weiterhin Musik zu machen?
– Wie schaffe ich es weiter Richtung Selbstversorger zu kommen?
– Was muss ich tun das ich dafür fit bleibe? (Ja auch ich werde älter…)

Das sind alles Themen, die mich sehr beschäftigt haben.
Also fing ich an, an mir zu arbeiten…

Zunächst das Berufsleben:
Welche Methoden bringen mich dazu effektiv meine Arbeit zu schaffen? Wie kann eine Priorisierung der Aufgaben stattfinden? Wichtig ist nur das man priorisiert. A la Eisenhower beginnt man wie wild zu priorisieren. Mit diversen Übungen heraus zu finden was wirklich wichtig ist und was in welcher Reihenfolge zu bewerkstelligen ist. Man lernt den Fokus auf das vermeintlich wichtige zu lenken. Immer effizienter zu werden (zum Beispiel mit Getting Things Done – ein toller Werkzeugkasten um Arbeit erledigt zu bekommen).
Und irgendwann ist man 8 bis 10 Stunden effektiv – wie eine Maschine. Im Büro heißt das 8 bis 10 Stunden Gedankenarbeit – Menschlichkeit ist da dann eher wenig effektiv… eher lästig…
Wichtig ist auch mal die Ellenbogen auszufahren, mit den Hosenträgern zu schnalzen und sich nichts allzu nah kommen zu lassen… denn das lenkt nur ab. Alles eine Frage des Mindsets und der Ziele sagt man. Denn die Coaches können nicht lügen… man schafft alles, wenn man nur fest daran glaubt und wenn man resilient wird… Resilienz … das ist auch eines meiner Lieblingsbuzzwords in der Arbeitswelt geworden ….

Deswegen darf auch der Körper nicht vernachlässigt werden.

Was uns zum Thema Gesundheit bringt:
Denn der Körper ist der Tempel des Geistes und möchte stabil stehen. Das erinnert mich immer an das Bild, in dem sich ein sehr wuchtiger Mann aus Stein, also eine sehr adipöse Statue, selbst zu einem Adonis ausarbeitend. Ja das will ich auch. Getreu dem Motto: Mache dich selbst zu der besten Version von dir selbst – die Version, die du sein möchtest. Nicht nur damit die Optik stimmt, nein auch die Fitness ist wichtig. Also fängt man an einen Trainingsplan zu entwickeln. Natürlich nachdem man Mitglied in einem Fitnessstudio geworden ist und sich auch mit entsprechenden Trainingsklamotten ausgestattet hat. Man schnitzt sich ein bisschen Lebenszeit aus seinem Alltag um sich zu ertüchtigen, richtig rein zu Powern und seinen Körper zu stählen. Damit man die selbstoptimierenden Maßnahmen auch wirklich weiter tragen kann. Den Arbeitsstress und das dort entstandene Adrenalin auch abbauen kann. Damit man ja nicht der bröselige, unförmige Stein ist, sondern der Stein, der auch wirklich die komplette Last tragen kann… bzw muss … so denkt man zumindest und oft scheint es auch so  …

Und schon hat man allerlei damit zu tun zu an sich, dem rauen Stein, zu arbeiten und sich zu verbessern ohne das man überhaupt etwas für Familie und Hobbies getan hat.

Sprich Arbeit, Gesundheit – diese Optimierungen wurden bisher bedacht. Aber was ist mit Familie und Freunde? Denn auch dort muss der Stein irgendwie passen. Auch dafür muss der Stein optimiert werden.
Thema Familie und Freunde also:
Wichtig ist es das man den Kopf und die Nerven frei hat für die Menschen, die einen im privaten umgeben. Auch wichtig ist das man ein guter liebender Partner ist, ein guter Freund, ein guter Stiefpapa und allen ein gutes Gefühl geben kann. Man muss im hier und jetzt sein, zuhören können, Probleme lösen die man nicht verursacht hat –  Die Wünsche und Bedürfnisse anderer erfüllen … Also weiterklopfen am Stein.
Damit das klappt wird man bis weilen weiter genötigt alles zu tun damit man „runter kommt“.
Raus gehen. Tief durchatmen, meditieren, Powernappen, ein paar Stunden ans Wasser gehen, Handwerken … damit man der Fels in der Brandung wird – Nerven aus Stahl, komme was wolle… dann kann man auch für die Familie da sein, den Fokus nur auf den Moment lenken… mit den richtigen Methoden bekommt man das schon hin… man kann ja alles schaffen was man möchte… oder auch nicht? Weil man wieder nur wie wild auf seinen Stein einklopft?

Was ist also das Ziel? Der Stein … massiv, kantig, passgenau, durch nichts aus der Ruhe zu bringen, definitiv kein Blatt im Wind… doch wie kann man kein Blatt im Wind sein wenn man ständig versucht sich weiter und weiter selbst zu optimieren? Führt dies schlussendlich nicht dazu, dass man so oder so immer wieder die Richtung wechselt auf der Suche nach dem „richtigen“?

Und doch… so Stelle ich mir den „richtigen“ Stein vor… selbstsicher, ruhig, stark, ein Teil des Tempels der Humanität, der alles trägt was ihm möglich ist, ohne unter der Last zu zerbrechen. Vielleicht braucht es dazu aber den geübten Steinmetz, der seinen Stein mit geschultem Auge bearbeitet und es nicht übertreibt … nicht das der Stein in seinen Händen und unter seinem Hammer zerfällt
Für mich heißt das aktuell weiter zu lernen, vielleicht auch mehr in mich rein zu hören. Oder auch mehr zu zuhören. Anderen, die ihren Stein schon so haben wie er sein soll – denn ich bin ehrlich – bisher habe ich trotz aller Bemühungen nicht das Gefühl weiter gekommen und zufriedener zu sein. Im Gegenteil: Ich bin eher müder geworden.

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich möchte mit meinem Vortrag in keiner Weise die die Arbeit am rauen Stein, also an sich selbst schlecht reden – Denn wie schon Eingangs erwähnt, halte ich die Arbeit für absolut essentiell. Nur vielleicht gibt es auch einen Punkt, an dem man lieber langsamer machen sollte?

Und nun hoffe ich, dass ich euch nicht vollends mit meinen vielen Gedankengängen und den vielen Fäden verwirrt habe und freue mich über jede weitere Eingebung.

Vielen Dank fürs Zuhören.

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