Ein Solitär, ein freier Mann (von gutem Ruf)

„Ein freier Mann von gutem Ruf“ das ist die Antwort, die man als Interessent hört, wenn man einen Freimaurer nach den Voraussetzungen zur Aufnahme in dem Bund fragt. Diese Antwort umfasst eigentlich kurz und bündig alles Nötige und wirft zugleich wieder neue Fragen auf. Was soll das eigentlich heißen und was bedeutet es beim näheren hinschauen?

Immer wieder kommen Diskussionen auf, was einen „freien Mann“ denn eigentlich ausmacht. Schauen wir etwas genauer hin, so werden wir hierfür das Synonym des „Solitärs“ (oder eng. „solitary man“) finden. Der Duden beschreibt einen Solitär als einen „Einzelgänger[in], einsiedlerischer Mensch“, ja sogar als Einsiedler und Eremit. (www.duden.de). Wenn wir uns mit dem Wort an sich beschäftigen muss auch klar gesagt werden, dass der Begriff Libero (ital. freier Mann; weiblich auch Libera) eine defensive Spielerposition im Fußball und Volleyball bezeichnet. Auch hier kommt „der freie Mann“ vor.

„Als solitär bezeichnet man in der Zoologie Lebewesen, die einzeln bzw. allein leben. In der Biologie ist das Gegenstück zu solitär gregär oder gesellig“. (aus de.wikipedia.org).

Einzelgänger kontra Gemeinschaft?

Gerade der letzte Satz sollte uns aufhorchen lassen. Der freie Mann ist also das Gegenteil eines geselligen Mannes und wenn ja, wie verträgt sich dies mit der Freimaurerei und dem Gemeinschaftsprinzip? Hier gilt es sich zurückzunehmen und sich selbst nicht mehr so wichtig zu sehen. Zu lernen, sich in Geduld zu üben und in der Gemeinschaft zu arbeiten. Gerade das zeichnet aber einen Einzelgänger nicht wirklich aus. Der ist eher in sich gekehrt und agiert alleine.

Betrachten wir die Forderung nach dem „freien Mann“ aber mit dem nötigen historischen Hintergrund, so wird es deutlicher was damit gemeint ist. Es handelte sich um einen Mann, der frei in seinen Entscheidungen war und ist. Der keinen Lehnsherrn angehört und niemanden unterstellt ist, der in seinem Handeln und Denken frei ist. Denn gerade so ein Mensch kann sich auch in die Bruderschaft einbringen und diese mit seinen Gedanken und Ideen mitgestalten. Er kann sich frei entfalten und das Logenleben aktiver und damit auch attraktiver machen. Somit passt der Solitär sogar sehr gut in eine Freimaurer Bruderschaft.

Gruppierung der Ungleichen

Eine Loge ist eine Gruppierung von gleichen Menschen sollte man denken. Alle sind Freimaurer und alle beschäftigen sich mit dem gleichen Gedankengut. Aber idealerweise sollte eine Loge ein Abbild der Gesellschaft darstellen. Also Menschen vereinen, welche sonst evtl. nie zusammengekommen wären. Eine Gruppe von Ungleichen.

Wenn in einer Loge alle Menschen aus dem gleichen sozialen Hintergrund kommen, über was wollen die Brüder sich denn austauschen. Ist es nicht eher wichtig, dass unterschiedlichste Meinungen gehört und betrachtet werden? Natürlich gibt es Logen, in denen sich nur Politiker oder auch nur Selbständige treffen. Aber gerade hier ist die Loge eher kein Abbild der Gesellschaft. Eine repräsentative Menge unterschiedlichster Menschen macht das Zusammenspiel interessanter. Zwar muss man sich oft auch mit seiner Meinung zurücknehmen, aber somit lernt man an sich zu Arbeiten und den Umgang mit den Brüdern untereinander zu schätzen. Es wird in einem Gedankenaustausch (eine Art Diskussion zu einem Gesprächsthema) auch nicht die Meinung der einzelnen Brüder gewertet, sondern man lässt diese stehen und respektiert sie. Es sollen alle Brüder zu Wort kommen und sich mit ihren Gedanken einreihen. Daher kommt es hier eben auf die Vielfalt an, welche wir eben durch die unterschiedlichen freien Männer erreichen können. Zudem kann auch der Bruder, dessen Gedanken und Handlungen frei von äußeren Einflüssen sind, diese reflektieren und in Frage stellen. Auch hierzu dient der Austausch mit dem Bruder innerhalb der Loge.

Wirken innerhalb der Loge

Der Freimaurer wird spätestens mit dem Erreichen des 2. Grades, des Gesellengrades, dazu aufgefordert um sich zu schauen. Er muss seinen Platz unter den Brüdern finden und auch seinen Platz in der Gesellschaft kennen. Er muss verstehen und erkennen lernen, wie er in der Gesellschaft mit seinem Handeln und seinen Gedanken wirken kann. Die Brüder dienen dazu als eine der Möglichkeiten sein Handeln zu reflektieren und in Frage zu stellen. Dies wiederum ist Grundlage für eine Arbeit am eigenen Rauen Stein, denn nur so können die Macken erkannt und die Ecken behauen werden. Somit ist der einzelne Bruder gefordert, sich aktiv einzubringen und ein Teil der Gemeinschaft zu werden, zu einem geselligen Bruder (wie schon der Name Geselle sagt).

Was soll der freie Mann machen?

Bleibt noch die Frage zu klären was der freie Mann dann innerhalb der Gemeinschaft einer Loge denn machen und wie er sich einbringen sollte. Er sollte zumindest erkennen, dass er etwas ändern will, dass er die Welt verbessern will. Das beginnt allerdings mit der Selbsterkenntnis und dem Wunsch der Änderung auch bei sich selbst. Es ist wie in dem Lied „Man in the mirror“ von Michael Jackson:
„Ich werde mit dem Mann im Spiegel beginnen,
ihn darum bitten seine Ansichten zu ändern.
Und keine Botschaft könnte klarer sein.
Wenn du die Welt zu einem besseren Ort machen willst,
betrachte dich selbst und ändere etwas.
Du musst das Richtige tun, solange du noch Zeit dafür hast,
Du kannst nicht deinen… deinen Verstand verschließen.
Und darum werde ich diesen Mann dort auffordern sich zu ändern, und zwar hier und jetzt.“

Fazit

Nach wie vor sucht die Bruderschaft der Freimaurer freie Männer von gutem Ruf. Frei von Verpflichtungen und gefestigt im Leben. Der freie Mann und die freie Schwester sind die Grundlange der Mauerei. Natürlich sollte man mit beiden Beinen im Leben stehen und gefestigt sein. Aber deine Ideen und Gedanken müssen frei bleiben. Daher sind viele Freimaurer nicht nur Brüder in diesem Bunde, sondern auch oftmals Freidenker. Und ihr wisst ja: der Kopf ist Rund damit die Gedanken auch mal die Richtung ändern können…

Ein Solitär, ein freier Mann…

Vom Angekommen sein…

Vor kurzem habe ich in einem sozialen Netzwerk eine Nachricht von einer Freundin erhalten, welche ich seit Jahren weder gesehen noch gesprochen hatte. Wir tauschten uns kurz darüber aus, wie unser Leben in den letzten Jahren so verlaufen ist. Sie ist inzwischen Motivationstrainerin und fand es schön, wie ich „angekommen“ bin.

Über diese Worte habe ich noch tagelang immer wieder nachgedacht. Gerade der Begriff des „angekommen seins“ fand ich doch eher ein paar weitere Gedanken wert. Kann ein Freimaurer denn ankommen und wenn, ja wo?

Privat ankommen

Natürlich kann man im privaten Rahmen und Umfeld ankommen. Man hat sich einen festen und sicheren Job gesucht, hat einen festen sozialen Umkreis und Freundeskreis, hat ggf. eine Familie gegründet. Dies alles spricht für einen gewissen Grad des angekommen seins. Gesellschaftlich etabliert, wie man so schön sagt. Und das ist wiederum auch die Voraussetzung für einen Menschen, der Freimaurer werden möchte. Er muss ein „freier Mann von guten Ruf sein“. Er (oder eben gern auch Sie) sollten fest im Leben stehen und eine gefestigte Meinung haben, aber auch gern mit einem freien Geist. So bringt es leider nichts, wenn jemand Mitglied in einer Loge werden möchte und ein Teil seiner Familie (im schlimmsten Fall die Partnerin/der Partner) etwas gegen den Beitritt zum Bund der Freimaurer hat. Ich spreche hier aus Erfahrung, dass sich das neue Mitglied dann schlussendlich doch für Harmonie in der Partnerschaft entscheiden wird. Hat der Interessent jedoch ein gefestigtes Umfeld, so sind die Voraussetzungen für einen möglichen Beitritt hoch.

Arbeit am rauen Stein

Aber betrachten wir nun den Freimaurer selbst. Kann er denn „angekommen sein“? Um es gleich vorweg zu nehmen: ich denke nein. Denn selbst der gute Meister ist ein noch besserer, wenn er erkennt, dass die Zeit, in der er an sich arbeitet und sich verbessern kann, nie vorbei sein wird. Somit wird der Meister auch immer ein ewiger Lehrling bleiben. Die größten Meister sind diejenigen, die nie aufhören Schüler zu sein. Wissensdurst und der Drang zur Vervollkommnung des eigenen Ichs darf für einen Freimaurer kein Ende haben. Hier wird der Maurer also nicht ankommen, sondern immer wieder Ecken und Kanten an sich selbst finden, die es gilt behauen zu werden. Im Laufe der Zeit kann man also auch an einem fast fertigen Stein wieder neue Ecken finden.

Ewiger Osten

Natürlich kommt für jeden Menschen der Zeitpunkt, da er das letzte große Geheimnis der Menschheit lüftet. Was passiert mit uns nach dem Tode. Nun, der Freimaurer bezeichnet dies als einen Übergang in den „ewigen Osten“. Hier ist dann der Bruder angekommen, denn er legt seine irdischen Werkzeuge aus der Hand und stellt die Arbeit an sich selbst, an seinem rauen Stein, ein. Man kann also ein klein wenig sagen, dass der Freimaurer dann angekommen ist. Was danach kommt, wissen selbst die Klügsten nicht. Das einzige was einem bleibt ist die Hoffnung, dass man sein Leben genutzt hat um Gutes zu tun und es bewusst zu leben. Wenn man dann noch das Glück hatte, sein Wissen und seinen Einfluss an seine Kinder weiterzugeben, ihnen zu vermitteln, wie sehr man das Leben leben sollte, dann kann man sich als „angekommen“ bezeichnen.

Freimaurerei als ethisches Modell

Freimaurerei ist kein Geheimbund oder eine von Verschwörungstheorien getriebene Bruderschaft. Sie ist eine Bruderschaft (und auch Schwesternschaft) welche sich für die Grundsätze der Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität, Freiheit und Gleichheit einsetzt und nach ihnen bewusst das Leben ihrer Mitglieder ausrichtet. Sie ist KEINE Religion und darf auch KEINEN Bezug zu einer Religion haben. Sie ist ein ethischer Bund von Ungleichen. Der Grundsatz dieses Bundes ist das Verständnis der Arbeit am eigenen ich, der Arbeit am rauen Stein. Natürlich hat die Freimaurerei noch eine Vielzahl an Sinnbildern und Symbolen, aber das entscheidendste ist das gemeinsame Verständnis für die Arbeit an sich selbst.

Fazit

Ich denke bezüglich der Arbeit am rauen Stein, am eigenen Ich und vor allem in der Vervollkommnung dessen, sollte man nie angekommen sein. Selbst ich vermesse nicht bei mir festzulegen wann meine Arbeit an meinem eigenen Stein beendet ist und ich mich sinnbildlich in den Tempel der Humanität einbetten kann. Meiner Meinung ist der einzige Stillstand der Tod. Und da werde ich die Arbeiten an mir beendet haben. Ich hoffe nur, dass mein Geist und meine Einstellung in meinem Sohn weiterleben werden.

Die anfangs erwähnte Motivationstrainerin hatte den Spruch „Die größten Meister sind diejenigen, die nie aufhören Schüler zu sein“ auf ihrer eigenen Webseite. Wenn dies so ist, dann sollte man eher nicht ankommen, sondern immer auf der Suche sein. Auf der Suche nach sich selbst.

 

Freimaurer-Führungen durch Berlin und Hamburg

Br. Philip Militz („Freimaurer in 60 Minuten“, „www.freimaurer.online“) hat zusammen mit dem Berliner Ordensbruder und Architekten Linus Scheffran ein neues Projekt ins Leben gerufen: Freimaurer-Stadtführungen durch Berlin und Hamburg.

Die Idee hatte Philip Militz, der auch beruflich mit dem Thema Stadtführungen in der Hansestadt zu tun hat, schon 2009. Nach und nach reifte ein Konzept heran, dass durch die beeindruckenden Besucherzahlen der Logenhäuser beim „Tag des offenen Denkmals“ und eine Publikation von Br. Christian Polscher („Freimaurerische Streifzüge durch Hamburg“) weiteren Rückenwind bekam. Als Philip Militz dann kürzlich bei seiner Lesung im Ordenshaus auf Br. Linus Scheffran traf, der bereits ein ähnliches Konzept für Berlin entwickelt hatte, beschlossen die beiden, zusammen „durchzustarten“ – in Hamburg übrigens sogar für einen guten Zweck!

Der Anspruch sei, keine normalen Stadtführungen anzubieten: „Anhand der freimaurerischen Spuren möchten wir unterhaltsam Interessierten die Freimaurerei näher bringen bzw. ‚Insidern‘ Deutschlands führende Freimaurer-Metropolen aus neuen Blickwinkeln zeigen“, betont Philip Militz in seinem Blog. Ganz bewusst werde auch mit einigen gängigen Klischees „gespielt“, um durch die Führung mit diesen zu brechen.

Los geht’s in Berlin ab Mai jeden Samstag um 17 Uhr, in Hamburg voraussichtlich ab Juli jeden zweiten Samstag im Monat um 12 Uhr. Dauer: 2-2.5 Stunden. Ausgewählt haben die beiden Brüder jeweils eine der schönsten Routen durch die Innenstadt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten.

Wer mehr über die Führungen und Buchungsmöglichkeiten erfahren will: http://www.freimaurer.online/touren

FMFuerungen