Frei(zeit)maurer und Weltverbesserung?

Welche Schwester oder welcher Bruder kennt sie nicht, die Frei(zeit)maurer? Diese Gattung von Freimaurern, die sich gerne zu den Logenabenden trifft und dort für ein paar Stunden auf dem Weg der königlichen Kunst geht.

Ich sah vor kurzem auf dem Weg durch die Stadt einen Pfeil mit der Aufschrift „Weltverbesserung“, welcher an einer Laterne befestigt war. Leider ist der Pfeil etwas weit nach unten gerutscht und so zeigte er eher auf den Mülleimer. Will uns dies nun sagen, dass die Weltverbesserung oder die Idee dahinter eher für den Müll ist?

Sagen wir es einmal deutlich: wenn wir uns nur für 2h in der Woche wie Freimaurer benehmen, dann sicherlich. Das leere Schöngerede, ohne Substanz hilft nichts und niemanden weiter und dient schon gar nicht der Arbeit an einem selbst oder der Gesellschaft und unseren Mitmenschen.

Freimaurerei ist ein Bekenntnis zu einem ethischen Bund und keines Vereins. Zwar ist eine Loge nach deutschem Recht ein Verein und auch dort im Register eingetragen, aber dies bedeutet wiederum nicht, dass man sich hier wie im Kegelverein verhalten sollte. Die innere Einstellung im Maurer muss seit seiner Aufnahme stetig weiterwachsen und sich vervollkommnen, wie es nun einmal die Arbeit am rauen Stein vorsieht. Man muss ständig an sich arbeiten und an der Idee der Freimaurerei, denn durch sein Schaffen wirkt der Maurer auch in der Gesellschaft. Und das hoffentlich nachhaltig.

Die Idee der Weltverbesserung darf nicht zu einem (unliebsamen) Hobby verkommen oder zu einer Freizeitgestaltung. Sie muss ein präsenter Bestandteil der Idee sein und vor allem sich in den Köpfen der Schwestern und Brüder manifestieren. Erst dann geht es in Körper und Geist über und die Handlungen werden aus den richtigen Motive begangen. Nicht aus dem Grund es „zu müssen“, nein, vielmehr aus Überzeugung.

Es darf auch nicht aufgehört oder sogar resigniert werden, an der Verbesserung der Welt zu arbeiten, auch wenn einige Verschwörungstheoretiker der Freimaurerei schon lange vorwerfen, die Weltordnung zu unterwandern und eine neue zu erschaffen (Stichwort: New World Order).

Die Welt soll ein besserer Platz werden, aber das Ganze eben bitte als Freimaurer und nicht als „Freizeitmaurer“. Die Idee, einen Tempel der Humanität zu erbauen, in dem die Menschen die Bausteine sind, und damit eine neue, auf den Idealen der Maurerei und Humanität basierende Welt zu erschaffen, darf nicht nur eine Idee für eine Freizeitgestaltung bleiben. Sie muss in einem Bruder oder einer Schwester als Ziel leuchten und eine treibende und schaffende Kraft werden, die sein/ihr Leben beeinflusst, vor allem aber das Handeln. Der Mensch ist der Baustein und Menschenliebe, Toleranz und Brüderlichkeit sind der Mörtel. Es kommt dabei immer auf das Engagement eines jeden Einzelnen an. Wir müssen davon regen Gebrauch machen, wie schon viele Freimaurer vor uns. Das allerdings setzt Wissen, Bildung und Erkenntnis voraus, denn das Bauwerk stürzt schnell in sich zusammen, wenn es durch Ignoranz, Vereinsmeierei und dogmatische Regeln durchwoben ist, die wie Mauerfraß die Steine zerstört.

„Die mächtigen Säulen und Mauern bedürfen eines starken Fundamentes, eines Fundamentes, dass nicht in weichem Sand, sondern in festem Untergrund eingelassen werden muss. Das Fundament selbst hat dann selbst so dick und stark zu sein, dass es jeglichen Erdbeben, Gegenstürmen und Überschwemmungen standhalten kann- nur so macht es wirklich Sinn. Ein Konstrukt auf tönernen Füßen bricht leicht zusammen. Daher muss mit charakterfesten, weitblickenden und erkenntnisorientierten Menschen ein Lehrgebäude oder eine Philosophie erarbeitet werden, die als Grundlage der freimaurerischen Idee über Jahrhunderte Bestand hat. Die „Freimaurerische Ordnung“ oder die „Alten Pflichten“ sind dies sicherlich nicht, sondern nur ein kleiner, eher unbedeutender Teil davon.“ (aus: „Wir bauen den Tempel der Humanität“ von Andreas Gruss)

Somit müssen wir also bauen an dem Tempel, an der Verbesserung dieser Welt arbeiten. Was als Teilzeitmaurer nicht funktioniert. Es muss ein kontinuierlicher Prozess, ein immer andauernder Prozess sein und das wiederum kann nicht als eine Art „Teilzeit“ betrieben werden.

Leider ist es oftmals auch schwer, diesen Weg zu beschreiten, wenn die Motivation dank Vereinsmeierei abhandenkommt. Hier werden Brüder, die für die Freimaurerei und ihre hohen Ziele brennen oft gebremst und demotiviert. Es zählt der Verein und das Durchsetzten von Interesse einiger Brüder, das Zu-Schachern von Ämtern und Aufgaben und Ausbremsen von neuen und innovativen Ideen. Hier zählt es, sich nicht unterkriegen zu lassen und dennoch das Ziel vor Augen zu haben, auch wenn es schwerfällt.

Die Weltverbesserung und der damit verbundene Weg darf keine Sackgasse sein oder eine Idee für den Mülleimer. Wir müssen an ihr arbeiten, an uns arbeiten, denn das sind wir unseren Kindern und den Generationen nach uns schuldig.

Gehen wir es an…