Oftmals werde ich gefragt, warum wir Freimaurer immer so „komisch gekleidet“ zu unseren Treffen unterwegs sind. Warum wir uns zu unseren Treffen denn „immer so edel anziehen“?
Zunächst muss ich leider klarstellen, dass wir nicht immer in vollem Ornat, also mit unserem Schurz, Bijou, weißen Handschuhen und ggf. Zylinder in ein Logenhaus gehen. Meist gehen wir ganz alltäglich zu unseren Bruderabenden an denen wir einen Vortrag hören und über diesen reden. Lediglich zu den Tempelarbeiten tragen wir dieses Outfit.
Bedeutung der Kleidung
Doch was bedeuten denn die einzelnen Kleidungsstücke für uns Maurer? Dies hat meist historische Hintergründe und ich möchte beim Schurz beginnen. Dieser ist in den meisten Arbeiten weiß, lediglich an den Fassungen und Verzierungen kann man höhere Grade erkennen oder auch Jubilare wie 25 oder 50 Jahre Zugehörigkeit zur Freimaurerei. Da der Schurz ursprünglich dem Schutz bei der Arbeit eines Steinmetzes diente, war dieser Werkschurz häufig aus Leder, reichte bis zu den Knöcheln und hatte eine Klappe mit Knopfloch zur Befestigung an der Kleidung. (aus http://www.freimaurer-wiki.de). Aber auch die Handschuhe kommen aus dieser Zeit und dienten dem am Stein arbeitenden Maurer als Schutz vor Verletzungen. Die Farbe Weiß bei den Handschuhen und dem Schurz symbolisiert die Reinheit und weist auf den hohen ethischen Grad der Arbeit hin.
„Bijou“ ist der aus dem 18. Jahrhundert stammende Ausdruck für das Logenkleinod oder Logenabzeichen, der auch in die deutsche freimaurerische Terminologie übernommen worden ist. Oftmals ist es eine Art Medaille, welches das Symbol der Loge wiedergibt. Es gibt unterschiedliche Modelle, zum Umhängen aber auch zum Anstecken. Das Bijou wird nur an die Brüder der jeweiligen Loge ausgegeben und sollte auch nach dem Tod des Bruders an diese zurückgegeben werden. Es steht für die Zugehörigkeit zu einer Bauhütte.
Das letzte Kleidungsstück kann ein Zylinder, auch hoher Hut genannt, sein. Dieses frühere Zeichen einer Elite wird historisch bedingt immer noch von vielen Logen verwendet. Es ist aber kein elitäres Zeichen mehr, vielmehr ein historisches Überbleibsel aus alten Tagen.
Abgrenzung zu anderen Logen
Ich möchte aber auch kurz darstellen, dass die Auswahl, welche Kleidung getragen wird, durchaus unterschiedlich von Loge zu Loge sein kann. Wenige Logen tragen heute noch einen Zylinder. Einige haben ihn als Zeichen einer Elite, die es ja in der Freimaurerei nicht geben sollte, verbannt, andere aber aus praktischen Gründen, denn es kann schon sehr warm unter diesen Hüten im Sommer werden.
Auch ein Schurz wird von einigen Logen nicht mehr getragen. Zwar werden diese Bauhütten von den restlichen Maurern belächelt und ihnen oftmals auch nachgesagt, dass „sie keine echten Freimaurer wären“, aber ich konnte in den alten Pflichten leider nichts nachlesen, dass man einen Schurz tragen muss. Denn Kleidung macht keinen guten Maurer aus, sondern nur die Gesinnung und sein Handeln. Der Rest ist viel Optik und Tradition.
Was alle zumindest immer noch haben, sind das Bijou und die weißen Handschuhe. Diese sichtbaren Symbole kennzeichnen uns alle als Freimaurer.
Warum tragen wir diese Sachen?
Warum tragen wir also diesen Ornat? Dies ist ganz einfach zu beantworten. Es ist nicht nur das Tragen der Kleidung und des Logenschmuckstücks, es ist bereits die Vorbereitung für den Abend im Tempel. Wenn ich vom Alltag gestresst nach Hause komme versuche ich mich etwas in die passende Stimmung für die Arbeit im Logenhaus zu versetzen. Das geht damit umher, dass ich eben meine Alltagskleidung ablege und mich auch äußerlich darauf vorbereite. Ich ziehe also in Ruhe meinen Anzug und die Logenbekleidung an um mich innerlich und auch eben äußerlich auf die Zeit mit meinen Brüdern im Tempelraum vorzubereiten. Das ist ein Zeichen, die Hetze des Alltages abzulegen.
Zudem passt die besondere Kleidung sehr gut zu dem besonderen Status, den eine Arbeit im Tempel hat. Die Kleidung unterstreicht den feierlichen Charakter etwas mehr…
Daher bleibt mir nichts anders übrig, als allen Brüdern eine schöne TA zu wünschen.