Freimaurer Tattoos und deren Bedeutung – No Pain, no Gain

„Ich bin ein Meisterwerk. Sein massiger Körper war rasiert und glatt. Mal’akh schaute zuerst auf seine Füßen, die mit den Schuppen und Klauen eines Falken tätowiert waren; dann bewegte sein Blick sich hinauf zu seinen muskulösen Beinen, die als gemeißelte Säulen gestaltet waren – das linke Bein spiralförmig, das rechte mit vertikalen Streifen. Seine Lenden und sein Magen bildeten einen verzierten Torbogen, und seine mächtige Brust war mit dem doppelköpfigen Phönix geschmückt … jeder Kopf im Profil zur Seite gewandt, sodass Mal’akhs Brustwarzen das jeweilige Auge bildeten. Schultern, Hals, Gesicht und der rasierte Kopf waren vollständig mit einem verschlungenen Muster von alten Symbolen und Zeichen bedeckt. Ich bin ein Artefakt … ein sich entfaltendes Bild.“ (aus Dan Brown´s Lost Symbol – Das verlorene Symbol).

Dan Brown hat sich in seinem Buch „das verlorene Symbol“, in dem es um geheime Riten und Geheimnisse innerhalb der Bruderkette geht, ebenfalls mit dem Thema Tattoos auseinandergesetzt. Darin wird beschrieben, wie eine der Hauptfiguren ihren Körper mit Motiven aus der Freimaurerei verziert hat.

Um eines gleich vorab deutlich zu machen: Natürlich wird man nicht bei der Aufnahme in den Bund der Freimaurer mit einem Tattoo versehen, jedoch entschließen sich einige Brüder mit einem Tattoo ihre Zugehörigkeit zum Bruderbund nach außen zu tragen. Dies bedeutet aber auch ein gleichzeitiges Verlassen der Deckung. Je nach Motiv kann hier schnell ein Bruder als Freimaurer identifiziert werden. In einigen Fällen geht dies sogar soweit, dass mehrere Brüder einer Loge ein gemeinsames „Logentattoo“ stechen ließen.

Doch warum fügen wir Menschen uns freiwillig unter Schmerzen Muster zu?

Geschichte des Tattoos

Schon in früheren Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden haben die Menschen verschiedene Möglichkeiten genutzt, um ihre Körper zu verzieren. Meist wurde damit die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ausgedrückt oder einen bestimmten Reifegrad, welchen man im Leben erreicht hatte. Die Hautbilder hatten eine wichtige Rolle in einzelnen Kulturen und waren oft Bestandteile von Ritualen.

Lange Zeit galten Tattoos aus dem alten Reich der ägyptischen Hochkultur, als die ersten Tattoos. Hierbei konnten die Körperverzierungen an einigen Mumien festgestellt werden. Um 2000 vor Christus gelangten Tattoos schließlich nach China und im Anschluss nach Griechenland. Die Ausbreitung war nicht mehr aufzuhalten.

Mit der Zeit erreichten Tattoos schließlich auch Japan. Dort wurden sie vor allem bei religiösen und zeremoniellen Ritualen verwendet. Während dieser Phase der Geschichte waren die Frauen von Borneo die bekanntesten Tattoo-Künstlerinnen. Sie erstellten die Designs, welche die einzelnen Abschnitte im Leben und den dazugehörigen Stamm darstellten.

Auch wenn Tattoos zu dieser Zeit sehr beliebt waren, so waren sie dennoch mit einer hohen Rate an Infektionen verbunden, die oftmals tödlich ausgingen. Steriles Arbeiten und Desinfektion spielten damals keine Rolle. Die Wunden, die dem Körper beim Tätowieren zugefügt und mit Kohlepulver eingefärbt wurden, entzündeten sich schwer und vernarbten. Das „Überstehen oder Überleben“ dieser gefährlichen Tortur gilt bis in die heutige Zeit bei einigen Kulturen als Zeichen des Erwachsenwerdens und der Gunst der Götter.

Im Jahr 1765 führte der britische Kapitän James Cook das Wort „Tattoo“ in die englische Sprache ein. In seinen Aufzeichnungen während seiner Reisen nach Polynesien beschrieb Cook Menschen, die ihre Körper mit Farbe bemalten. Diese Motive wurden von den Einheimischen als „Tattoo“ bezeichnet. Cook übernahm diese Bezeichnung dann in unseren Sprachgebrauch.

Eine der ältesten menschlichen Funde mit Tattoos ist sicherlich die Gletschermumie Ötzi. Er hat über 60 überwiegend geometirische Figuren, sowie Linien und Punkte auf seinem Körper. Diese wurden, wie es auch heutzutage bei einigen Naturvölkern üblich ist, in die Haut geritzt und mit Kohlepulver eingefärbt. Umstritten ist hierbei allerdings die Bedeutung für Ötzi. Einige sehen es als „reine Körperbemalung“, andere Wissenschaftlicher sehen darin eine Art der Schmerztherapie, ähnlich der Akupunktur, mit der er seine Rücken- und Gliederschmerzen betäubt haben soll.

Der Sprung in die Neuzeit erfolgte durch die neuen Möglichkeiten der Elektrizität und Feinmechanik. Wurden bis dato die Motive noch mit Nadeln und Schnitten unter die Haut gebracht, so war es ein Mann namens Samuel O-Reily, der am Chatham Square in New York einen Laden eröffnete, in dem bereits elektrische Tattoo Maschinen benutzt wurden. Diese Maschine beruhte auf der elektrischen Nadel von Edison, bei der eine Nadelspitze einen Durschlag erzeugt. Die elektrische Tattoo Maschine bestand aus beweglichen Windungen, einer Nadelstange und einer Spule. Bis heute sind diese Teile nach wie vor noch die gebräuchlichsten Komponenten einer Tattoo Maschine. Diese „Guns“ (englische Bezeichnung einer Tattoo Maschine, also „Pistole““) revolutionierte das Tätowieren durch die Art und Weise, ein Tattoo schnell und somit günstig zu stechen. Sie ist die bis heute gängigste und effizienteste Methode, um sich mit einem Hautbild zu verzieren.

Asozial und kriminell

Weit bis ans Ende des letzten Jahrhunderts galten tätowierte Menschen noch als „asozial“, „kriminell“ oder sogar Mitglieder verbrecherischer Vereinigungen. Letzteres lässt sich nicht abstreiten, da Mitglieder verschiedener Gangs und Gruppen ihre Zugehörigkeit durch Tattoos sichtbar machten. Ebenso die bekannteste asiatische „Bruderschaft“, die Yakuza (was die wörtliche Übersetzung bedeutet). Auch heute noch grenzen sich unterschiedliche Gangs und Gruppierungen durch die Bilder auf ihrer Haut  voneinander ab.

Diese Assoziation führt heutzutage zu kuriosen Begebenheiten. Menschen, die großflächige Tätowierungen auf ihrem Körper tragen, wie ich selbst eine habe, dürfen z.B. in Japan nicht in öffentliche Bäder. Die Verbindung zu den Yakuza ist hier zu sehr im Bild der Gesellschaft verankert.

Geschichte der freimaurerischen Tattoos

Möchte man sich mit der Geschichte von Tattoos auf freimaurerischer Basis beschäftigen, so ist dies leider sehr schwer. Die Recherche zu diesem Artikel brachte leider wenige Erkenntnisse hervor. Allerdings wäre es falsch, das Phänomen „Tattoos“ als ein zeitgenössisches abzutun, eben „weil es gerade In ist“. Allein aufgrund der rigoroseren Deckung unserer freimaurerischen Vorfahren kann man schwer nachvollziehen, wie es sich mit den Tattoos verhielt. Was wir jedoch wissen, sind die Aussagen von älteren Brüdern, die während der Zeit des Zweiten Weltkrieges an den Fronten Europas kämpften. Es kam hierbei durchaus vor, dass sich, ähnlich wie bei Schiffsleuten, auch hier das ein oder andere freimaurerische Motiv auf deren Haut wiederfand. Aber dies eben in kleiner Anzahl und kleinerem Rahmen.

Mit der gestiegenen Akzeptanz tätowierter Haut in den vergangenen 20 Jahren, nahm auch die Anzahl an Menschen mit Tattoos in der Gesellschaft zu. Bald galt es nicht mehr als Kennzeichnung einer Gruppe von Seeleuten oder Menschen, die im Gefängnis waren, sondern wurden eher ein Lifestyle Phänomen. Die Menschen möchten sich mit Motiven schmücken, welche tiefere Bedeutungen für sie haben. Zeichen, die Einem persönliche Kraft oder/und Glauben schenken und ebenso Zeichen, die die Zugehörigkeit zu einer Gruppe ausdrücken können.

Einige schöne Beispiele

Ich möchte in den kommenden Zeilen die Zeit nutzen, um einige schöne Tätowierungen verschiedener Brüder vorzustellen. Als mich Br. Bastian anschrieb mit der Bitte einen Artikel über dieses Thema zu verfassen, kontaktierte ich über diversen geschlossenen Foren in Sozialen Netzwerken meine Brüder. Die Resonanz war enorm und einige stellten mir ihre Bilder und ein paar Zeilen über das Motiv und deren Beweggründe zur Verfügung. Ich möchte dies unkommentiert wiedergeben und freue mich über die Zustimmung der Brüder zur Veröffentlichung in der Humanität:

Über meine eigenen Bewegründe

Ich selbst war bereits vor meinem Eintritt in die Bruderkette an einigen Stellen tätowiert. Unmittelbar nach meiner Aufnahme kam der typische Winkel & Zirkel Motiv auf meinem Unterarm dazu. Damals sehr traditionell mit Bambus, Nadeln und ohne Maschine, also mit purer Hand von einem Tattoo-Künstler in Thailand. Schon kurze Zeit später kam in meiner Mutterloge die Idee auf, ein gemeinsames Tattoo in Anlehnung an den Freimaurerbund zur aufgehenden Sonne zu entwerfen und es sich auch im Rahmen eines gemeinsamen Besuches in einem Tattoo Studio stechen zu lassen.  Entweder hat man eines und bleibt dabei oder man macht immer weiter. Dann ist es fast wie eine Sucht. Schlussendlich sind meine beiden Arme und mein oberer Rückenbereich (zumindest bisher!) mit Motiven unseres Bundes versehen. Ich selbst stehe dazu, auch in der Öffentlichkeit. Ich setze mich gerne für unsere Werte und Ideale ein, womit ich auch versuche Aufklärungsarbeit zu leisten, wenn ich auf meine Motive und die Freimaurerei im Allgemeinen angesprochen werde. Weg von „Verschwörungstheorien und Mystik“ hin zu einem festen Fundament an Tatsachen über den Bruderbund.

 

Einige Beispiele von weiteren Brüdern und deren Worte:

Br. Dirk Smolinski (Zur Weltbruderkette im Vest i. O. Recklinghausen)

„Den Stil des Tattoos habe ich extra in Anlehnung an alte Kupferstiche gewählt, um die Tradition unserer alten Bruderschaft auszudrücken. Ein Buch, welches hier nicht als Symbol des heiligen Gesetzes ist, sondern „Wissen“ repräsentiert. Darüber der Totenkopf, unsere sterbliche Hülle, durch die Wissen fließt, im Hintergrund ein Wirbel, da sich alles in Zyklen bewegt. Das Uhrglas, unsere Zeit ist begrenzt in der wir Wissen erfahren können. Das Winkelmaß und den Zirkel über allem, da wir an alle unsere Handlungen diese Werkzeuge anlegen (sollten).“

 

 

 

 

 

 

Br. Dirk Kristek (Ludwig zu den 3 Sternen i. O. Fiedberg)

„Die Tattoos sind für die mich die tägliche Erinnerung an meinem rauen Stein zu arbeiten. Die tägliche allmorgendliche Ermahnung. Die Symbolik von Ordnung und Chaos sind Hauptmotiv des Tattoos. Die verschiedenen Elemente des Chaos sind eingebettet um Winkelmaß und Zirkel. Wir gehen von der Materie in den Geist über. Vom Winkel zum Zirkel. Die Sonne symbolisiert die Kraft und die Andeutung ins Transzendente. Im W&Z ist ein Symbol IHS. Das habe ich aus dem christlichen Kontext entliehen. In Verbindung mit dem Winkel wird es zu IHSV.  Ungeachtet des geschichtlichen Kontextes ist das für mich ein Motto für die Freimaurerei. Wir bemühen uns als Freimaurer die Welt täglich zu einem besseren Ort zu machen.“

 

 

 

 

 

 

Br. Michael Ratmann (Truth and Fiendship i.O. Nürnberg, also auch Fiedrich zur Bruderkette i.O. Berlin)

„Mein Motiv, welches ich gewählt habe, beinhaltet nach meinem Verständnis viele Symbole aus dem 3. Grad.
Das Tattoo bedeutet für mich den nach außen gezeigten, unauslöschlichen, lebenslangen Bund mit der Freimaurerei und das ich sehr stolz bin dieser großartigen Bruderschaft angehören zu dürfen.“

 

 

 

 

 

 

Br Arminius Oviedo-Soto (Friedrich zur Vaterlandsliebe e.V. i.O. Koblenz)

„Symbolisch steht der Schachbrettboden für die Dualität, sei es nun von Gut und Böse, Weiblich und Männlich oder Tag und Nacht. In dieser Dualität findet das irdische Leben statt, welches durchaus mit einer Partie Schach vergleichbar ist.

Schachbrettmuster können darüber hinaus für Übergänge aller Art stehen, seien sie nun historischer oder persönlicher Natur. Sie markieren Wendepunkte, wobei bereits die Initiation auf dem freimaurerischen Schachbrettboden einen Wendepunkt in der persönlichen Entwicklung des Lehrlings darstellt. Ferner können Schachbrettmuster, ähnlich wie Spiegel, für einen Dimensionsübergang stehen. Diesseits und Jenseits sowie Traum und Realität bilden dabei ebenfalls eine Art der Dualität. Pfad, den jeder Freimaurer reisen muss, um die Türen des Tempels der Wahrheit zu erreichen.“

 

 

 

 

 

 

Hier der Podcast der Großloge AFuAM. Vielen Dank an die Brüder der Internet Redaktion:

https://www.afuamvd.de/eine-bruderschaft-die-unter-die-haut-geht/

 

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